0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Startseite » Features »

Drug Church: Patrick Kindlon über "Hygenie" und Schicksal

Interview mit Drug Church

Dem Schicksal ausgeliefert
Vor vier Jahren gelang den Post-Hardcore-Lieblingen Drug Church mit „Cheer“ ein kleiner Achtungserfolg. Ob sie mit „Hygiene“ da wieder ansetzen können, sieht Sänger Patrick Kindlon gelassen – immerhin könnte er jeden Moment von einem Meteor erschlagen werden.
Drug Church (Foto: Ryan Scott Graham)
Drug Church (Foto: Ryan Scott Graham)

„Ich bin in einer Phase meines Lebens, in der mir egal ist, ob man mich mit Tomaten bewirft oder das neue Album niemandem gefällt“, lacht Patrick Kindlon, der bei Drug Church für die abstrusen Texte und seine Stand-up-artigen Perfomances bekannt ist. Um sich Sorgen über den Erfolg zu machen, sei er einfach zu alt und die Sache mit dem Schicksal ist bei ihm sowieso ein Thema für sich: „Menschen, die glauben, dass sie für Großes bestimmt sind, verstehen einfach nicht, dass jeder Augenblick ein Glückspiel ist.“ Auch auf „Hygiene“ ist diese Antihaltung rauszuhören, die auf einem einschneidenden Tour-Erlebnis basiert. Vor drei Jahren musste Kindlon nämlich mit ansehen, wie ein LKW plötzlich durch die Leitplanke einer Brücke brach und ins Leere flog. „Was, wenn dieser arme Kerl dachte, er hätte ein großes Schicksal vor sich? Dann platzt ihm der Vorderreifen und er wird den Berg hinuntergeschleudert“, resümiert Kindlon, der sich auch selbst im Fadenkreuz des Schicksals sieht: „Ich fahre mindestens 9.000 Meilen im Jahr durch die USA – da kann eine Menge schiefgehen. Und das kommt noch zu den Dingen hinzu, die man nie einkalkulieren kann. Ein guter Freund der Band ist vor kurzem an einem Aneurysma gestorben. Sowas Unglückliches kann immer passieren.“

Ziemlich abstrakt spiegelt das auch „Hygiene“ wider, das von Philip José Farmers „Riverworld“-Romanen inspiriert wurde: „Es ist ein Mann gegen die Struktur der Welt, ich mag diese Art von Stoff. Alles beginnt damit, dass der britische Entdecker Richard Francis Burton in der Luft aufwacht und Stück für Stück wieder zusammengesetzt wird. Dann wird er in einen Fluss geworfen, wo sich jeder, der jemals gelebt hat, befindet. Er versucht ständig, an das Ende der Flusswelt zu gelangen, aber das alles ist ein Experiment von Außerirdischen – es ist schon ein sehr seltsames Konzept“, gibt Kindlon zu und untermauert damit den etwas ungewöhnlichen Ansatz seines satirischen Songwritings. Gleichzeitig ist es aber auch ein trauriges Eingeständnis für ihn, „dass das eigene Leben kein Science-Fiction-Roman ist und man oft nur der Gnade größerer Mächte ausgeliefert ist.“ Entweder durch die Gesellschaft oder eben durch tödliche Krankheiten.

Trotzdem ist „Hygiene“ kein nihilistisches Album, viel mehr ein „fatalistisches“, erklärt Kindlon. Obwohl Drug Church darauf nicht wie Hatebreed versuchen, gegen alle Widerstände anzukämpfen, „ist es aber auch kein Dreh-dich-um-und-stirb-Album“, sagt er. „Es ist einfach ein Verständnis dafür, dass du tust, was du tust und irgendwann wird ein Meteor auf deinem Kopf landen. Das ist wahrscheinlich die beste Lektion, die das Album bietet. Ich mache mir keine großen Sorgen um die Zukunft.“

„Hygenie“ ist am 11. März 2022 via Pure Noise erschienen.

 

Mehr zu: Drug Church
Vorheriger Artikel
Nächster Artikel