Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Mit Tropical Fuck Storm, Yungblud, University, Terry Hoax, Sex Beat, Skinhead, Malevolence, Hotline TNT, Hiroe, Death Pill, Benét und Ozan Ata Canani.
Freitag ist Plattentag
Album der Woche: Tropical Fuck Storm – “Fairyland Codex”
Foto: Jaime Wdziekonski
Auf ihrem neuen Album “Fairyland Codex” treiben Tropical Fuck Storm ihren Art-Punk in neue Gefilde. Zwischen Pop, Doom Blues und Eskalation vertont die Supergroup eine Welt, die an sich selbst zerbricht. Dabei entsteht eine musikalische Dystopie, die verstört, fasziniert und einen seltsam tröstlichen Nachhall hinterlässt.
Auf “Idols” nimmt Yungblud den Wunsch nach Anerkennung und den ständigen Drang, jemand sein zu müssen, auseinander. Mit Anleihen an Britpop und The Streets hinterfragt er den Kult um Vorbilder und die Suche nach Identität. “Idols” ist der erste Teil eines Doppelalbums und somit kein Abschluss, sondern erst der Auftakt.
University – “McCartney, It’ll Be OK”
Vier Uni-Verweigerer aus dem nordenglischen Crewe machen lieber Krach als Karriere und verwandeln ihre Perspektivlosigkeit auf “McCartney, It’ll Be OK” in lärmenden, absurden Mathcore. University finden in Langeweile, Frust und Xbox-Nächten eine eigene Sprache, die mehr über ihre Generation erzählt als jeder Abschluss.
Nach acht Jahren Pause sind Terry Hoax aus Hannover wieder in Originalbesetzung zu hören. Obwohl ihr Depeche Mode-Cover ihnen zuletzt einen Platz in den Herzen und Playlists sicherte, bleibt auf “Celebrate Nothing” der große Moment aus. Zwischen Stehblues und Lagerfeuer-Stimmung nehmen nur wenige Songs wirklich Fahrt auf.
Sex Beat haben den Schmutz nicht abgelegt, aber den Ton verschärft. Auf “Crack” trifft roher Garagenpunk auf düsteren Gothic-Einschlag, während die Berliner*innen ihre Wut ungefiltert herauslassen. Die Songs klingen kantiger als noch auf dem Vorgänger, die Texte verzichten auf Ironie und schlagen direkt in die Magengrube.
Skinhead – “It’s A Beautiful Day, What A Beautiful Day”
Nach ihrem Debüt 2023 bringen Skinhead auch mit ihrem zweiten Album frischen Wind in ein angestaubtes Genre. Die Band aus Boston und Kalifornien verbindet dabei eindrucksvoll bissiges Storytelling, Oi!-Wurzeln und melodischen Hard- und Emocore und schafft so ihre ganz eigene Nische zwischen Nostalgie und Elan.
Auf ihrem vierten Album “Where Only The Truth Is Spoken” verzichten Malevolence bewusst auf Überraschungen und setzen stattdessen auf souveränes Können. So stechen sie klar aus dem Metalcore-Mainstream hervor und erinnern an die Glanzzeit der New Wave Of American Heavy Metal Mitte der 2000er Jahre.
Viele Veteranen des Indierocks erleben gerade eine Renaissance, doch Hotline TNT stechen mit ihrem dritten Album “Raspberry Moon” durch neue Impulse hervor. Die junge New Yorker Band kombiniert sehnsüchtige Melodien mit schneidenden Gitarren und zeigt damit, warum sie im US-Underground schon jetzt eine feste Größe sind.
Mit ihrem Debütalbum knüpfen Hiroe nahtlos an ihre gefeierte EP “Wrought” an und beweisen erneut ihr feines Gespür für eingängigen Post-Rock. Trotz einer Vorliebe für Songs in Überlange und gleich drei Gitarristen verlieren sie nie den Fokus und setzen auf melodische Tiefe und ein perfekt abgestimmtes Zusammenspiel.
Auf “Sologamy” vereinen Death Pill Riot-Grrrl-Sound, Thrash Metal, Hardcore und Grunge zu einem empowernden Soundtrack. Die Band aus Kiew verarbeitet darin den Ausnahmezustand ihrer Heimatstadt mit klarer Haltung und setzt ein deutliches Zeichen für Selbstermächtigung und Zusammenhalt.
Benét nimmt uns auf “Make ‘Em Laugh” mit auf eine Reise durch zerbrochene Beziehungen und innere Zweifel, ohne einfache Antworten zu liefern. Wie ein Detektiv erkundet er emotionale Räume, folgt den Spuren vergangener Momente und verbindet introspektive Texte mit einer überraschend hoffnungsvollen Melancholie.
Ozan Ata Canani schafft auf “Die Demokratie” eine berührende Verbindung aus türkischer Tradition, Soul und Indiepop. Als Sohn einer Gastarbeiterfamilie verarbeitet er seine Erfahrungen um rund um Migration und Zugehörigkeit. Entstanden ist ein Album, das Vielfalt und den gemeinsamen Kampf gegen Ungerechtigkeit feiert.
Liebe Leserin, lieber Leser! Diesen Artikel haben wir für euch gerne kostenlos zugänglich gemacht. Zugleich ist es für einen konzernfreien Verlag wie unseren entscheidend, bei unserer Arbeit finanziell unterstützt zu werden. Nur so können wir euch auch weiterhin guten und unabhängigen Musikjournalismus liefern, wie ihr es seit über 30 Jahren von uns kennt. Wenn ihr uns dabei helfen möchtet, freuen wir uns, wenn ihr euch einfach mal ein Bild vom Angebot macht , das wir den Abonnentinnen und Abonnenten unseres Exklusiv-Bereichs VISIONS+ bieten. VISIONS + heißt mehr Artikel, mehr Musik, mehr für euch.
Nach einer Festival-Saison mit Hot Water Music im Sommer geht Chuck Ragan ab Dezember mit seinem aktuellen Album “Love & Lore” auf Solotour durch Deutschland und Tschechien.