Um es gleich klarzustellen, der Vorgänger “Lady In Gold” und damit Nachfolger des Überraschungsdebüts ist kein schlechtes Album. Es ist einfach gediegener, glatter, weniger unbefangen, der Titelsong trotzdem ein Ohrwurm. Zwei Jahre später hat sich für die Blues Pills jedoch einiges geändert. Ausnahmegitarrist Dorian Sorriaux hat die Band verlassen und auf “Holy Moly!” ist es nun Gründungsmitglied Zack Anderson, der vom Bass an die Lead-Gitarre wechselt. Neuer Bassist ist Kristoffer Schander. Gemischt wurde das selbstproduzierte Album von Andrew Scheps, der sich insoweit mit großen Stimmen auskennt, dass er einen Grammy für Adeles Megahit “21” im Regal stehen hat. Frontfrau Elin Larsson scheint schon im Opener “Proud Woman” kaum zu bremsen zu sein und erinnert mit ihrem kompromisslosen Tonfall an Aretha Franklins “Respect”: “‘Cause you can’t kill the pride in me/ There’s fire inside of me burning’ through every cell”, stellt Larsson zu unwiderstehlichem Hardrock-Groove klar. Nur eine kurze Atempause trennt diesen gelungenen Auftakt vom folgenden “Low Road”, das noch mehr Stimmkraft, noch mehr Tempo, eine ganze Armada fesselnder psychedelischer Gitarreneffekte und ein angenehm überdrehtes Schlagzeug auffährt. Ein vorwitziges Gitarrensolo findet seinen Platz zwischen Led Zeppelin und Cream, und selbst die Bridge hat etwas Fiebriges an sich, ein Gefühl, als würde immer noch mehr unter dem tobenden Wahnsinn lauern. Eine erste Pause bietet die von Klavierakkorden gesäumte Ballade “California”. Doch auch hier schiebt Larsson ihre Stimme mit einer solchen Kraft in die Höhe, das “Ballade” beinahe tiefgestapelt ist. Ein weiteres Highlight ist “Kiss My Past Goodbye”, das erneut von einem grollenden Schlagzeug getragen wird. Dass es trotz aller Kraft nicht an Gefühl mangelt, beweisen Songs wie “Song From A Mourning Dove” oder “Longest Lasting Friend”. Denn auch diese ruhigen Töne vermögen Blues Pills zielsicher und mit allen Werkzeugen, die der Hard- und Bluesrock in den 70ern zur Verfügung stellte, in dynamische Extreme zu überführen. Das hier gelungene Kunststück besteht darin, keinen bloßen Abklatsch abzuliefern und zuerst das eigene Bauchgefühl zu bedienen. Das Ergebnis ist eine überzeugende Mischung aus Larssons neuer Selbstsicherheit gepaart mit treibender Hardrock-Energie oder wie sie im Opener singt: “It ain’t always easy / You can never please me / I can only please myself”.
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