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    Khanate
    Things Viral

    VÖ: 10.11.2003 | Label: Southern/EFA
    Text: Oliver Uschmann
    9 / 12
    Khanate - Things Viral

    Das Label für epische Langsamkeit mit einem in allen Belangen extremen Output. Zeitlupen-Black Metal-Doom mit experimentellem Mut. Intensiv.

    1970 führte das Scratch Orchestra eine Partitur auf, in der jede Aktion so langsam wie möglich ausgeführt werden sollte. Während sich die Musiker zwei Stunden lang in extremer Zeitlupe bewegten, wurde ein einziger Orgel-Akkord angeschlagen und gehalten. Radikale Langsamkeit ist also nichts Neues, dürfte aber in dieser hier vorliegenden Gruselpsycho-Variante mit Schauergarantie „breitere“ Hörerschichten erreichen. Wenn auch das freilich nur sehr wenige sein werden, denn was auf „Things Viral“ passiert, kostet Nerven. Schmerzt. Und belohnt, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Dieser maximal langsam gespielte Doom oder Black Metal ist so etwas wie eine gespiegelte Version von Bands der neuen Stille wie Savoy Grand. Wo diese mit langen Pausen zwischen zart aus- und anklingenden Akkorden Langsamkeit auf samtweiche Weise zelebrieren, dienen die Pausen zwischen den Noten hier einer Atmosphäre extremer Bedrohung und psychotischer Verstörung. Wenn plötzlich ein Riff in die oft nur durch wenige Anschläge strukturierte Stille bricht, ist der Schrecken besonders groß und die zäh angehäuften und abgeräumten Lärmschichten zermürben den Hörer. Eine Stimme zwischen zähnefletschendem Ork und beschwörendem Bon Scott krächzt dabei Texte, deren Wortwahl und Aufbau eine Intensität erzeugen, die im Metal selten ist. Wie da in „Dead“ ein Toter sein deprimierendes Nachwort spricht oder „Too Close Enough To Touch“ die psychische Flucht nach Innen skizziert, ist durchaus intensiv. Doom- und Metalfans wird diese Platte spalten, weil sie letztlich weder das eine noch das andere ist, sondern einfach nur Musik, die Grenzen auslotet, die packend bleiben, obwohl sie zuweilen übertreten wurden.

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    To Be Cruel

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