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    Die Nerven
    Fake

    VÖ: 20.04.2018 | Label: Glitterhouse/Indigo
    Text: Carsten Sandkämper / Juliane Kehr
    Die Nerven - Fake

    Vier-Ohren-Test

    Wut, Fragen, Verzweiflung und die schlechteste Stimmung der Welt. Die Nerven geben alles. In dein Gesicht. Das nennt man konzeptionelle Kontinuität. Dabei hätte alles schön sein können. In die Toskana zum Aufnehmen? Schön da, vor allem die Sonne und so. Aber nein, selbst die konnte Max Rieger nicht befrieden. Und womit? Mit Recht. „Fake“ wäre nicht halb so direkt, nicht so ehrlich brutal und angepisst, wenn auch nur ein Milligramm weniger Hass in der Band brodeln würde. Im Klanggewand zwischen Blumfeld, Wire und Minutemen hetzen Julian Knoth, Kevin Kuhn und Rieger durch zwölf Postulate zum Stand der Dinge. Dass sie ihrem vierten Album den überangestrengtesten Begriff des Jahrzehnts gegeben haben, kann dabei nur Methode haben. Weitere aufladbare oder leere Begriffe halten als Titel her: „Niemals“, „Frei“, „Dunst“ oder „Skandinavisches Design“ versprechen nichts, aber halten alles. In simpelster Form sind Die Nerven aufbegehrender Post-Punk und düsterer Artrock. Der teilweise klinisch satten Produktion von „Out“ wurde für „Fake“ eine 80er-Ästhetik vorgezogen, die dem Trio eine unwirkliche Tiefe und Eigenheit verleiht. Wenn sie uns in „Frei“ die Zeilen „Lass alles los/ Gib alles frei/ Nichts bleibt“ entgegenbellen oder im Finale des großformatigen „Dunst“ drohen „Und ich komm zurück/ In einer anderen Stimmung/ Vielleicht verrückt“, dann hat das alles eine Entschlossenheit, die keine zweite Band des Landes verkünden könnte, ohne sich lächerlich zu machen. Hier trifft es. In dein Gesicht.
    9/12 Carsten Sandkämper

    Resignation und hier und da ein bisschen Wut: „Fake“ ist ein müdes Schulterzucken in Form eines Albums. Die Vorabsongs „Frei“ und „Niemals“ machten neugierig, wo zwischen prickelnder Empörung und melancholischer Hoffnungslosigkeit die Stuttgarter ihren Post-Punk diesmal aufspannen. Die Antwort ist ernüchternd: gar nicht. Spannung ist abgesehen von den brachialen Gitarren im besagten „Frei“ ein Fremdwort für diese Platte. Wie ein Gartenschlauch, auf dem zu wenig Druck ist, plätschern einem die Songs seicht und nichtssagend um die Knöchel, statt einen mitzureißen. So leiert sich „Roter Sand“ fast tot bei dem Versuch, von der Stelle zu kommen, und Textzeilen wie „weiß leider nicht, wohin genau“ lösen sich plötzlich von ihrer wahrscheinlich wichtigen Botschaft und werden zur musikalischen Selbstparodie, die einen gar nicht zum textlichen Inhalt vordringen lässt. In Songs wie „Aufgeflogen“ und „Skandinavisches Design“ gibt es zwar rasende Noise-Gitarren, jedoch finden die keinen Anschluss, und bei näherer Betrachtung wüsste man auch gar nicht so recht, woran eigentlich. Es fehlt den zwölf Songs an Struktur und Deutlichkeit. Die textliche Redundanz, die in „Der Einzige“ und „Kann’s nicht gestern sein“ auf die Spitze getrieben wird, hilft da wenig und sorgt nur dafür, dass man Die Nerven entgegenschreien möchte, es schon nach den ersten der gefühlt 15 Wiederholungen zur Kenntnis genommen zu haben. Damit schafft es das Trio immerhin doch noch, eine Gefühlsregung hervorzurufen.
    5/12 Juliane Kehr

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