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    Brand New
    Science Fiction

    VÖ: 20.10.2017 | Label: Cooking Vinyl/Sony
    Text:
    Brand New - Science Fiction

    Das Pop-Punk-Gerüst von Deja Entendu: eingestürzt. Die Schreie von „The Devil And God Are Raging Inside Me“: verstummt. Die zerrissenen Gitarren von „Daisy“: zur Ruhe gekommen. „Science Fiction“ ist Brand New für Fortgeschrittene.

    Am 15. August teilten Brand New einen Link zum Online-Shop ihres eigenen Labels Procrastinate! Music Traitors, der zu einer mysteriösen Preorder-Seite führte: Die Band bot ihr neues Album unter dem Titel LP5 auf limitiertem Vinyl für 45 US-Dollar an, der Versand sollte erst im Oktober erfolgen. Die Platte war innerhalb weniger Minuten vergriffen, am Folgetag fanden alle Vorbesteller überraschend eine CD mit dem 61 Minuten und 22 Sekunden langen Track „44.5902N104.7146W“ in ihrem Briefkasten. Schnell merkten sie, dass es sich dabei nicht um einen, sondern um zwölf verschiedene Songs handelte – und sie das fünfte Album von Brand New in ihren Händen hielten.
    „Science Fiction“ eröffnet mit bedrohlichem Rauschen und einer Männerstimme, die folgende Worte spricht: „This tape recounts a dream, which occurred close to the termination of approximately 400 hours of intensive, individual therapy“. Der zugehörige Song heißt „Lit Me Up“ und könnte nicht passender betitelt sein, weil er wie eine Folge Stranger Things klingt: geheimnisvoll, düster, irrational. Nicht einmal traut sich Jesse Lacey auszubrechen. Wo sind seine Dämonen? Leben sie noch? Und falls ja, als was? Brand New geben keine Antworten auf diese Fragen. Stattdessen hüllen sie sich in stille Dunkelheit, bevor Lacey den Song mit einem Lächeln beschließt: „It was a good dream“. Das Kapitel „Science Fiction“ ist womöglich das letzte ihrer Geschichte, in den vergangenen Monaten hatten Brand New immer wieder Andeutungen über eine Auflösung gemacht. Kryptische Botschaften und Shirts mit der Aufschrift „Brand New 2000–2018“ deuteten eine Trennung im kommenden Jahr an, auf dem neuen Album finden sich ebenfalls Hinweise auf ein mögliches Ende. „It’s going to feel so good to let it go/ Don’t give up, my son, this is the last one“, singt Lacey etwa in „Waste“, einem von einer Akustikgitarre getragenen, ruhigen Stück zwischen Emo und Posthardcore. „Science Fiction“ ist ein unangenehmes Album, weil Brand New nicht ausbrechen. „Out Of Mana“ erinnert zwar an die Melodik von „Deja Entendu“ (2003), „Same Teeth/Logic“ an die Verzweiflung von „The Devil And God Are Raging Inside Me“ (2006) und „Can’t Get It Out“ an die Zerrissenheit von „Daisy“ (2009). In keinem Song entlädt die Band die aufgebaute Spannung aber so explosiv wie zuvor. Stattdessen bleiben Brand New bis zum abschließenden „Batter Up“ ruhig: „It’s never going to stop/ Batter up/ Give me your best shot“. In diesem Album steckt zu viel, um es nach einem Durchlauf schon zu verstehen. Es endet nicht mit dem letzten Song, und genauso wenig endet die Geschichte der Band, sollte sie sich 2018 auflösen. Brand New haben mit (fast) jedem Album ein Meisterwerk erschaffen. Vielleicht ist „Science Fiction“ ihr letztes, ganz sicher aber eines für die Ewigkeit.

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