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    Okta Logue
    Tales Of Transit City

    VÖ: 17.05.2013 | Label: Columbia/Sony
    Text:
    Okta Logue - Tales Of Transit City

    Man hat es nicht unbedingt kommen sehen: Okta Logues zweites Album bedeutet einen knappen Sieg des Psychedelic über den Progressive Rock. Wichtiger scheint den aus der Zeit gefallenen Hessen aber ohnehin, sich auf ein zu Feinbild verständigen.

    „Mir stellen sich die Nackenhaare auf, wenn ich auf einem Konzert bin und jemand stellt seinen Fuß auf die Monitorbox“, veranschaulicht Benno Herz im VISIONS-Interview seine allgemeine Abscheu gegen alles „Cockrockige“ im Rock, die als symptomatisch für die Band gilt, in der er singt. „Ich würde jetzt kein ‚Yeah!‘ vor einem Gitarrensolo rufen, so wie Philip kein Van-Halen-Solo spielen würde. Das ist nicht unsere Geschmackswelt.“ Man kann es also entweder als Betriebsunfall oder einen augenzwinkernden Flirt mit dem Verbotenen nehmen, dass Okta Logue ihr zweites Album ausgerechnet mit einem Gitarrensolo beginnen. Zwar geht diesem Solo nach Van-Halen-Maßstäben jede – Daniel Gerhardt würde sagen – Ranissimo-Artigkeit ab, und anstelle eines rustikalen „Yeah!“ bereitet ein rotierender Blade Runner-Synthesizer auf Philip Mélois Gitarrenexposé vor. Man kann allerdings auch nicht sagen, dass Okta Logue mit einem solchen Platteneinstieg den maximal un-machohaftesten gewählt haben: Technische Versiertheit, die gelegentlich zur Virtuosität wird und sich als solche auch zur Schau stellt, zeichnet „Tales Of Transit City“ ebenso aus wie ihr Debüt „Ballads Of A Burden“. Gut so. Okta Logue spannen die Muskeln an, aber nur, wenn es etwas zu heben gibt. Es sind die kurzen, aber umso wirkungsvolleren Ausbrüche ins Epische oder Verspielte – das Wildwest-Piano in „Dream On“, die Unterwasserorgel in „Chase The Day“, die himmelhochjauchzende Gitarre in „Just To Fall Asleep“ –, die diese Band und diese Platte ausmachen. Okta Logue veranstalten auf „Tales Of Transit City“ keinen Karneval der Eitelkeiten, im Gegenteil werden die Songs kompakter und homogener, je länger das Album läuft. Darin liegt auch der Knackpunkt: Auf den ersten bis dritten Eindruck wirkt vieles gleichförmig, „Tales Of Transit City“ ist keine Platte der Höhen und Tiefen. Das kann man leicht mit Monotonie verwechseln, solange sich noch nicht der Effekt eingestellt hat, dass jedes der neun Stücke seinen eigenen Charme zwischen Soul-Chören und Streichern, Westcoast- und Artrock, zwischen Pink Floyd, The Band und Crosby, Stils, Nash & Young entwickelt. Wer wartet, hat mehr von dieser Platte. Und trotzdem keine Antwort darauf, wo Okta Logue die Zeitmaschine aufgetan haben, die sie vor 40 Jahren eingesammelt und im Hier und Heute ausgespuckt hat. Nichts an ihnen deutet auf 2013 hin, nichts auf Deutschland, geschweige denn Darmstadt. Aber es ist alles wahr.

    weitere Platten

    Runway Markings

    VÖ: 31.05.2019

    Diamonds And Despair

    VÖ: 15.04.2016

    Ballads Of A Burden

    VÖ: 11.05.2012