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    The Computers
    This Is The Computers

    VÖ: 15.07.2011 | Label: One Little Indian/Rough Trade
    Text: Dennis Drögemüller
    The Computers - This Is The Computers

    Dreckig wie ein matschendes Kleinkind gibt sich der Punk’n’Roll von The Computers. Kratzt man die Schlammkruste ab, kommt eine Band mit Traditions- und Stilbewusstsein zum Vorschein.

    Auf dem Plattenteller der Musiker lag zwar sicher auch schon die eine oder andere Scheibe von Black Flag oder den Circle Jerks. Prägender für ihr Debütalbum This Is The Computers dürften aber alte Rock’n’Roll-Klassiker, skandinavischer Schweinerock und moderner Pomade-Punkrock wie von Rocket From The Crypt gewesen sein. Deren Frontmann John „Speedo“ Reis war es auch, der die Kollegen aus dem englischen Exeter unter seine Fittiche nahm und ihnen für ihr Debüt als Produzent und Gastgitarrist aus den Startlöchern half. Auf den ersten Eindruck klingt das Ergebnis räudig wie Straßenpunker-Hunde. Das liegt jedoch in erster Linie daran, dass Sänger Alex Kershaw sich in jedem Song derart die Lungen blutig brüllt und keift, als wäre er der Adoptiv-Sohn von Refuseds Dennis Lyxén und Billy Talents Benjamin Kowalewicz mit 200 Puls. Schon der Auftakt schlägt eine Schneise der Verwüstung in den Rock, eine Minute und 13 Sekunden braucht Where Do I Fit In? um sich seiner Verunsicherung zu versichern, alles anzuspucken und wieder zu verschwinden. Was dann derart nachhaltig wirkt, dass auch der ungestüme, aber pointierte und an sich harmlosere Garagenpunk der Band davon mitgerissen wird. Nur in Hot Damnocles mit seinen Stakkato-Akkorden und angeschlossenen Lärm-Kaskaden nimmt auch die Band mal die Axt zur Hand, um den Song ansatzweise in seine Einzelteile zu zerlegen. Und bei Cinco De Mayo dreht neben Kershaw, dem der Geifer in Sturzbächen aus den Mundwinkeln rinnt, auch das Schlagzeug frei. Ansonsten erkennt man in Lovers Lovers Lovers oder Blood Is Thicker dem bestialischen Geschrei zum Trotz Songs, die so ungefähr genauso gut The Hives geschrieben haben könnten. In den 60ern abgeguckter Indierock mit Streetpunk- und Hardcore-Kehle, wenn man so will – und sogar Wurzeln im Rock’n’Roll, denn das wüste Rhythm Revue hätte man mit etwas Gewöhnungszeit sicherlich auch Chuck Berry verkaufen können. Group Identity bedient sich dann nicht nur für seine Background Oh-Ohs ziemlich ungeniert an Turbonegros Glam-Phase. Was die ganze Chose neben all dem beinahe biederen Retrorock der Konkurrenz so unglaublich erfrischend wirken lässt, ist das Quäntchen Aufstand und Rebellion, der Hauch gepflegter Anarchie und Gefährlichkeit, der This Is The Computers stetig durchpustet. Anders gesagt hat diese Platte, was manche Gitarren-Revival-Jünglinge irgendwo in ihrer Karotten-Jeans weggeklemmt haben: Eier.

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