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Bohren vs. Red Sparowes

Bohren vs. Red Sparowes
Die alte Anschlagtafel der Krefelder Kulturfabrik kann die Buchstaben-Menge in ihrer Breite gerade noch aufnehmen: „20.04. Bohren vs. Red Sparowes“. Ein außergewöhnliches Konzert, nicht nur in seiner Ausschreibung.

Mit Betreten der Kulturfabrik ist eines eindeutig: die Farbe des Abends ist schwarz. Fällt man mit einer dunkelblauen Jacke schon aus dem Rahmen, muss ein farbenfroher Pullover unter den Anwesenden wie ein Papagei unter Raben wirken. Unwohl fühlen muss sich deshalb trotzdem niemand. Die gut 80 Minuten zwischen Einlass und Öffnung der Konzert-Halle verbringt ein Großteil des Publikums trinkend und redend auf der Terrasse oder im Cafe der Kulturfabrik.

Mit wenigen roten Scheinwerfern und einer bühnenbreiten Beamer-Projektion, die in Gelb- und Rot-Töne getaucht ist, bringen die Red Sparowes ein wenig Farbe in die dunkle Halle. Die Kollaboration von Isis-, Neurosis– und Halifax Pier-Mitgliedern eröffnet den heutigen Abend vor auf schwarzen Stühlen sitzendem Publikum. Dass das im Bandnamen verwurzelte Rot der Amerikaner weniger illuminierend als politisch gemeint ist, verdeutlichen die projizierten Massen-Aufmärsche und das Antlitz von Mao Tse-Tung. Ohne Gesang und mit nur einer spärlich ausfallenden Ansage fallen Metal geprägte Noise-Ungetüme über das Publikum her, die von mindestens drei Gitarren aufgeschichtet und vom Schlagzeug immer wieder in Wallung gebracht werden. Bedrohlich, nicht nur aufgrund der sich selten senkenden Lautstärke.

Ruhiger wird es erst, als die Red Sparowes das Feld räumen. Die Zuschauer sind begeistert und voller Vorfreude. Schließlich war dies erst die erste Halbzeit. Das einzige gemeinsame Deutschland-Konzert von Bohren & Der Club Of Gore und den Red Sparowes kennt zu Recht weder Vor- noch Hauptband.

Die Red Sparowes übergeben also an Bohren & Der Club Of Gore – oder viel mehr an die Dunkelheit. Wo sich eben noch Verstärker türmten herrscht jetzt dunkle Leere. Die Beleuchtung ist so minimal, dass der hellste Punkt der an der Bass-Drum befestigte, leuchtende Band-Totenkopf ist. Kaum erkennbar ruht dahinter ein kahler Kopf, dessen Hände das Schlagzeug hauptsächlich mit Metallbesen streicheln. Auch die anderen drei Band-Mitglieder sind nur in Umrissen erkennbar. Das etwa 18-minütige „Zeigefinger“, das den Superlativ von langsam durchaus zu steigern vermag, schleicht sich allmählich in die Kulturfabrik. Fast entschuldigend erklärt Christoph Clöser anschließend, dass es sich um den längsten Song seiner Band handelte.

Auch im weiteren Verlauf lässt sich das Geschehen auf der Bühne besser mit den Ohren als mit den Augen erahnen. Jedes Papier-Rascheln findet seinen Weg durch die Boxen, der Bass ist gleichermaßen hör- und fühlbar. Auch wenn Clöser zwischendurch behauptet, der nächste Song sei die letzte „Gelegenheit, um das Tanzbein zu schwingen“, nehmen Bohren kaum an Fahrt auf. Das Zusammenspiel von schweren Keyboards und trauerndem Saxophon ließe sich noch besser auf einer (schwarzen) Massage-Liege genießen. Das Publikum zeigt sich aber auch auf den harten Stühlen durchaus begeisterungsfähig und bekommt seine Zugabe: „Es hat riesigen Spaß gemacht…das letzte Stück, das wir spielen, handelt von jemandem, der lebendig begraben ist – ‚Maximum Black'“.

Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass der Top-Seller des Abends Bohrens schwarzes T-Shirt mit schwarzem Aufdruck ist.

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