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Skandal beim Pearl Jam-Tourstart?

Skandal beim Pearl Jam-Tourstart?
Amerika befindet sich im Krieg, seine Medien auch. Kritik an der Führung des Landes ist unerwünscht. Das erfuhr Pearl Jam-Sänger Eddie Vedder am eigenen Leib in Denver.

Freitag morgen, ‘Eins Live’, NRWs größter Jugendsender, verbreitet folgende Meldung: Bei einem Pearl Jam-Konzert in San Francisco habe Sänger Eddie Vedder auf einer Maske von US-Präsident George W. Bush herumgetrampelt und dadurch eine Massenabwanderung der Zuschauer provoziert.

Eine schöne reißerische Geschichte, würde sie denn so stimmen. Fakt ist: Das Auftakt-Konzert der US-Tour von Pearl Jam fand am 1. April in Denver/Colorado statt. Gegen Ende des Konzerts vor knapp 12.000 Fans erzählt Eddie Vedder vor dem Song ‘Do The Evolution’ von einem Gespräch, das er mit einem Vietnam-Veteranen geführt hat. Während seiner Ausführungen brüllt ein Zuschauer aus den ersten Reihen, Vedder solle seinen Mund halten. Darauf verweist der Frontmann auf die immer noch geltende Meinungs- und Redefreiheit. “Es lohnt sich, darüber nachzudenken, denn wir scheinen dieses Recht zu verlieren. Solange es noch geht, werden wir es nutzen und uns nicht dafür entschuldigen.”

Vor der ersten Zugabe bezieht er sich noch einmal auf den Irak-Krieg und beschreibt, wie sehr sich die Band in dem Dilemma befindet, auf der einen Seite den Krieg abzulehnen, auf der anderen sich aber wünscht, dass die Soldaten möglichst unversehrt nach Hause kommen. Zitat: “Wir sind verstört, weil allein die Tatsache, dass wir die sichere Rückkehr der Soldaten wünschen, uns sofort zu deren Gegnern macht.”

Beim Song ‘Bush Leaguer’ schließlich trägt Vedder, wie auch schon vorher in Australien und Japan, eine Bush-Maske und hängt sie am Ende des Songs am Mikrophon auf, spielt mit ihr und schmeißt sie auf den Boden. Laut eines Berichts der ‘Rocky Mountain News’ sollen daraufhin gut die Hälfte der Anwesenden die Halle verlassen haben. Diesen Bericht (oder Auszüge davon) scheinen ‘Eins Live’ und andere Medien unrecherchiert übernommen zu haben, obwohl Pearl Jam direkt nach Erscheinen des Artikels eine Gegendarstellung veröffentlicht haben. In der heißt es u.a.: “Von den 12.000 Fans haben möglicherweise zwei Dutzend die Halle verlassen, was aber nicht auffiel, weil die restlichen 11.976 laut applaudierten. Allerdings ist es andersrum natürlich eine bessere Headline. Wir verstecken uns nicht vor Meinungsverschiedenheiten, aber man sollte schon korrekt wiedergeben, was sich abgespielt hat. Eddie ging es um die Bedeutung der Meinungsfreiheit.”

Im gestrigen Konzert in Oklahoma City haben Pearl Jam übrigens ‘Bush Leaguer’ nicht gespielt. Der Song des aktuellen Albums ‘Riot Act’ beschäftigt sich ironisch mit den intellektuellen Fähigkeiten des amerikanischen Präsidenten.

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