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Neuronales KI-Netz schreibt Lo-fi-Black-Metal-Album

Neuronales KI-Netz schreibt Lo-fi-Black-Metal-Album
Das Album "Codianity Of Timeness" hat alles, was man von Black Metal erwartet: Blastbeats, Gitarren-Tremolo, Gekreische und sogar einige ruhige Zwischentöne. Geschrieben wurde es allerdings nicht von Menschen, sondern von einer künstlichen Intelligenz.

„Es gibt keine künstliche Intelligenz, das sind nur jemand anderes Daten“. Dieses Zitat des Medienkünstlers Mario Klingemann führen CJ Carr und Zack Zukowski stets an, wenn sie ein weiteres Album ihres Projekts Dadabotsvauf Bandcamp veröffentlichen. Als Teil ihres Beitrags zu einem Workshop über lernfähige Maschinen, Kreativität und Design namens „Generating Black Metal And Math Rock“ wurde „Codianity Of Timeness“ von einem neuronalen Netzwerk generiert, dem Audiodateien eingespeist werden – in diesem Fall das Krallice-Album „Diotima“.

Die fünf Songs sind das Ergebnis einer Markov-Kette, ein zeitlich begrenzter mathematischer Zufallsvorgang aus dem Feld der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das Prinzip beruht darauf, dass auch bei wenig Kenntnis einer Vorgeschichte oder eines Ausgangsmaterials genauso präzise Prognosen und Ergebnisse erzielt werden können wie bei voller Kenntnis. Auch das Album-Cover haben Carr und Zukowksi über „Neuralen Stil-Transfer“ erschaffen.

Der Jungunternehmer und der Musikproduzent haben sich an der Uni kennengelernt und schnell eine gemeinsame Faszination für lernfähige Maschinen entdeckt. Im Gegensatz zu den meisten Kompositionssystemen wollten sie aber eines programmieren, das nicht nur Noten ausspuckt, sondern richtige Audiodateien. E-Gitarren, organische Rhythmen, Gesang. Ihre ersten Versuche bestanden aber nur aus aufgeschichteten Klangteppichen. „Zu Beginn produzierte der Algorithmus nur Krach und groteske Texturen“, sagte Carr dem Magazin „The Outline“. Mit der Zeit aber begann das Netzwerk Sounds zu produzieren, die verdächtig nach der New Yorker Technical-Black-Metal-Band klingen. Über drei Tage hinweg machte das System etwa fünf Millionen Kalkulationen. „Je besser es trainiert, desto mehr hört man Elemente des Quellenmaterials“, so Carr.

Außer Krallice haben sich die beiden noch die Beatles („Deep The Beatles!“) und The Dillinger Escape Plan („Calculating Calculating Infinity“) vorgenommen, keines der beiden „Remix-Alben“ klingt aber so sehr nach tatsächlicher Musik wie „Codianity Of Timeness“ – wenn man nicht wüsste, dass hier ein mathematischer Vorgang und sogar künstlich generierte Songtitel am Werk sind, könnte man es glatt Kollege Schwarzkamp für sein „Blutbad“-Genrewatch im Heft rüberflanken.

Carr und Zukowski möchten ab sofort jede Woche ein neues Album auf Bandcamp stellen, als nächste potentielle Bearbeitungen stehen Converge, Meshuggah und der experimentelle Jazz-Künstler John Zorn zur Debatte. Carr nennt das Projekt eine „Revolution im Bereich der Kunst und des ‚Deep Learning'“; eine Bezeichnung für methodische Optimierung künstlicher neuraler Netze. Also nicht nur ein zukünftiges Werkzeug für menschliche Künstler, sondern ein Mitarbeiter. Oder gar ein potentieller Konkurrent?

Album-Stream: Dadabots – „Coditany Of Timeness“

Album-Stream: Krallice – „Diotima“

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