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Korn - Interview Teil 1: Alte Bekannte

Korn – Interview Teil 1: Alte Bekannte
Acht Jahre nach dem Abgang von Gitarrist Brian "Head" Welch haben Korn in diesem Jahr die Rückkehr ihres Gründungsmitgliedes verkündet – und mit ihrem elften Album "The Paradigm Shift" nun eine neue Zusammenarbeit vorgelegt, die zurück zum alten New Metal zieht, ohne die neuen Einflüsse zu verleugnen. Im ersten von drei Interviewteilen spricht der andere Korn-Gitarrist, James "Munky" Shaffer, über den Abgang und die Rückkehr von Welch zur Band – und das noch fehlende letzte Originalmitglied von Korn.

James, dein Kollege Brian „Head“ Welch hatte Korn 2005 verlassen, weil er sich stärker um seine Familie kümmern und zugunsten seines neu gefundenen Glaubens mit dem Rock’n’Roll-Lebenswandel der Band brechen wollte. In den Jahren danach gab es mehrfach persönliche und rechtliche Auseinandersetzungen zwischen ihm und der Band, ansonsten herrschte Funkstille. Was genau ist rund um seinen Abgang eigentlich passiert?

Die ganze Sache war völlig schräg. Er hat sich damals einfach nur mit einer Email verabschiedet, wir alle dachten nur „Wie bitte?!“, es passierte total ungeordnet. Diese Art und Weise seines Abgangs hat sicher dazu beigetragen, dass es danach Spannungen zwischen uns gab – dieses Gefühl: „Du hast dir jahrelang mit uns dein Leben geteilt und jetzt bist du einfach weg, ohne Verabschiedung!“ Das ist allen in der Band übel aufgestoßen. Was dann folgte, war wie eine Achterbahnfahrt, es war wie bei jeder schmutzigen Trennung: Der eine hört, was der andere angeblich über ihn gesagt haben soll, dann sagt der andere wieder etwas in einem Interview… Das passiert, wenn Menschen verletzt sind, und hier waren beide Seiten verletzt. Weil eine der anderen weh tun musste.

Hat in den Jahren nach seinem Ausstieg überhaupt jemand von euch mit Head gesprochen?

Ich glaube, [unser Bassist] Fieldy hatte zwischenzeitlich Kontakt mit ihm. Wir anderen haben ihn einmal getroffen, als Fieldys Vater 2005 gestorben ist; Brian war zu der Beerdigung eingeladen. Das war ein bittersüßes Gefühl, weil wir ihn zwar wiedergesehen haben, aber eben unter ziemlich traurigen Umständen. Es war sehr seltsam, dort mit ihm zu stehen, weil man auf einer Beerdigung nicht über solche Dinge spricht, wie sie zwischen uns passiert sind – man ist schließlich dort, um für jemand anderen da zu sein und ihm seinen Respekt zu erweisen. Also haben wir über die ganze Sache mit Korn damals überhaupt nicht geredet.

Wann habt ihr euch einander wieder angenähert?

Das ist erst vergangenen Sommer beim Carolina Rebellion Festival passiert. Er war dort als Begleitung seiner minderjährigen Tochter, die einige ihrer Lieblingsbands sehen wollte. Er wusste, dass wir da sein würden. Und wir wussten, dass er kommen würde. Alle waren ziemlich gespannt, was passiert, ob es gut oder schlecht laufen würde. Er ist dann aber einfach zu uns zum Tourbus gekommen, wir hingen eine Stunde zusammen rum und haben uns unterhalten. Ich war erleichtert, weil ich die Klarheit in seinen Augen sehen konnte. Er war so gegenwärtig und gelassen, wie ich ihn ewig nicht erlebt hatte.

Habt ihr Head dann direkt vorgeschlagen, wieder bei Korn einzusteigen?

Nein, zu dem Zeitpunkt gab es keinerlei Pläne in diese Richtung. Während wir uns unterhalten haben hat Fieldy ihn einfach nur irgendwann gefragt, ob er Lust hätte, mit uns auf die Bühne zu kommen und ein bisschen zu jammen. Er meinte: „Lieber nicht, ich erinnere mich an kaum einen von den Songs. Ich könnte höchstens noch ‚Blind‘ spielen, das sind ja nur drei Noten.“ Also haben wir einen zusätzlich Gitarrenverstärker aufbauen lassen und er ist für „Blind“ auf die Bühne gekommen. Ich weiß gar nicht, ob den Fans richtig klar war, was da vor sich ging. Aber kurz danach wusste es alle Welt und wir haben sehr positives Feedback von überall bekommen. Und für uns war dieser Tag mit ihm ja sowieso ein ziemlich positives Erlebnis. Wir hatten danach dieses unbestimmte Gefühl: „Hey, das hier könnte vielleicht noch mal funktionieren – ihm geht es gut, uns geht es gut, und diese ganze Scheiße zwischen uns ist Vergangenheit.“

Wie ging es dann weiter?

Ein paar Wochen später habe ich ihn angerufen und gefragt, ob er vorbeikommen will, um mit uns an ein paar Songs zu arbeiten – ganz zwanglos, einfach nur, um zu sehen, wie es läuft. Es war nicht so, dass wir gesagt hätten: „Komm, schreib ein Album mit uns, geh auf Tour, flieg für Promotion nach Deutschland!“ Das wäre für alle Beteiligten zu viel des Guten gewesen.

Ihr seid es also langsam angegangen.

Genau. Ein Schritt nach dem anderen. Wir wollte erstmal herausfinden, ob sich im Proberaum noch diese kreative Magie einstellt. Aber schon nach zwei Tagen war klar: Das hier wird großartig. Wir wussten zwar nicht, ob es vielleicht nur eine Woche oder zwei Monate halten würde. Aber alle haben sich auf einmal ganz intensiv in die Band eingebracht. Das war vorher beispielsweise bei Fieldy nicht mehr so richtig der Fall – wir alle spielen schon lange in dieser Band, jeder geht durch verschiedene Phasen, in denen er sich stärker oder weniger stark an allem beteiligt. Und wir haben jetzt alle Familien, auch deshalb kann unsere Aufmerksamkeit Korn gegenüber schwanken.

Abseits von dem Energieschub, den Brians Rückkehr für Korn bedeutet hat: Fühlt es sich heute anders an als 2005, mit ihm in dieser Band zu sein?

Ich habe das Gefühl, es ist besser als damals. Weil wir uns als Menschen entwickelt haben, wir sind alle erwachsener und können heute problemlos viel mehr Stress aushalten. Niemand flippt mehr aus und zertrümmert irgendwelche Sachen. Solches Verhalten zeigst du ja vor allem wenn du ein lächerliches, verzogenes Rockstar-Gör bist. Das gibt es bei uns nicht mehr und das ist sehr angenehm. Wir können mittlerweile miteinander reden und unsere Probleme und Meinungsverschiedenheiten konstruktiv regeln, nach dem Motto: „Ok, was immer am besten für die Band ist.“

Sind Korn heute wirklich eine so erwachsene Band?

Wir versuchen es zumindest, da ist schon eine gewisse Reife. Natürlich benehmen wir uns trotzdem manchmal wie Kinder und albern genau wie früher herum. Aber jetzt tun wir es mit klarem Kopf. Was im Grunde noch mehr Spaß macht, weil es echt ist.

Nach Heads Rückkehr fehlt Korn nur noch ein Originalmitglied zur vollständigen Urbesetzung – können Fans in nächster Zeit auch auf eine Rückkehr von Schlagzeuger David Silveria hoffen?

Momentan ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Mit Brian hat sich alles ganz natürlich ergeben. Wir sind zufrieden damit, wie die Dinge sich gefügt haben. Hätten wir gleichzeitig noch jemanden zurückgeholt, hätte es vielleicht nicht funktioniert – eine Band ist ein komplexes Beziehungsgefüge, jeder muss mit jedem irgendwie klarkommen. Und momentan scheint es zu funktionieren, bei uns herrscht Harmonie. Man soll nicht reparieren, was nicht kaputt ist.

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