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Elvis Presley - Happy Birthday!

Elvis Presley – Happy Birthday!
Am 8. Januar 1935 wurde in Tupelo ein gewisser Elvis Aaron Presley geboren. Zu Ehren seines 75. Geburtstages lassen wir Ex-VISIONS-Mitarbeiter Peter Hesse erneut über den King sinnieren.

Kein anderer Werdegang im Showbusiness ist bis heute so gekrönt von unzähligen Berg- und Talfahrten wie der von Elvis Presley.

Er spielte bis zu 150 Konzerte pro Jahr, von denen manche einfach unglaublich gut waren. Das beweist die Doppel-CD ‚Viva Las Vegas‘ (Sony BMG), deren zweiter Teil am 21. August 1969 aufgenommen wurde. Hier findet sich ein 19-Song starkes Set mit wunderbaren Versionen von ‚Polk Salad Annie‘ oder ‚You Don't Have To Say You Love Me‘. Mittendrin hält Elvis in knapp 10 Minuten einen humorigen Monolog, wie er sein Leben erlebt hat.

Seine eigenen Klischees nimmt er ironisch in den Schwitzkasten.

Kompakte Hit-Compilations wie ‚The King‘ (Sony BMG) vollziehen dagegen Dienst nach Vorschrift; hier wird von ‚Hound Dog‘ bis ‚In The Ghetto‘ das typische Best-Of-Programm durchgereicht.

Seicht und operettenhaft ist die Filmkarriere von Mr. Presley ausgefallen. Zu 33 Spielfilmen, in denen Elvis zumeist Hauptrollen als Rennfahrer, Cowboy oder Tankwart spielte, wurde parallel noch ein trivialer Soundtrack veröffentlicht. Viele dieser Spielfilme gibt es nun in neu gemasterten DVD-Editionen.

Einer der besseren Streifen ist das 1957 gedrehte Zuchthaus-Musical ‚Jailhouse Rock‘ (Warner), das die rebellischen Posen von Elvis für die Ewigkeit festgehalten hat. Zahlreiche Elvis-Nachahmer gibt es weltweit, Ted Herold will hierzulande ein Stück vom Schmalzkuchen abhaben, was die Live-DVD ‚Unterwegs‘ (Bear Family) in über 70 Minuten beweist. Der gelernte Radio- und Fernsehelektroniker aus Wetzlar hinterlässt dabei eine durchaus akzeptable Figur.

Doch es kann nur einen King im Königreich geben.

Ein unumstrittenes Highlight ist der Konzertfilm ‚Elvis: That's The Way It Is‘ (Warner), der im Jahr 1970 speziell den Musiker Presley zeigt, wie er sich in intensiven Bandproben auf seine Shows vorbereitet oder mit seinem Stage-Manager auf einem Tandemfahrrad über den Hof eines Produktionsbüros in Las Vegas radelt.
Aber auch unglaubliche Nonens-Szenen sind eingefangen worden. Wenn Elvis Liebeslieder mit verstellter Stimme singt, als würde er eine Bingo-Show moderieren, ist das mehr als kurios.

‚Elvis – das ist Elvis‘ (Warner) ist mit 144 Minuten die vielleicht maßgeblichste Presley-Filmbiografie, produziert von David L. Wooper im Jahr 1981. Der Film ‚Viva Las Vegas‘ (Warner) kam 1964 in die Kinos, Ann-Margret spielte an der Seite von Elvis den weiblichen Counterpart. Es knisterte nicht nur vor der Kamera, sondern auch nach Drehschluss so gewaltig, dass zeitweise Elvis' Verlobte Priscilla Beaulieu auf gepackten Koffern saß.

Der endgültige Knacks kam erst in sein Leben, als Elvis 1973 nach sechsjähriger Ehe von Priscilla verlassen wurde. Maßlose Drogen- und Tabletten-Eskapaden, Despotismus, Launenhaftigkeit und Größenwahn durchkreuzten fortan die Karriere in dauerhaften Ausflügen. Dazu ein Speiseplan, der nicht gerade von Alfred Biolek erfunden wurde, sondern vorwiegend auf fette Speisen, wie Softeis und Rührei, setzt. Die privaten Finanzen geraten in eine Schieflage, da Luxusgüter ohne Sinn und Verstand angeschafft werden.

Welche Form sollen die goldenen Wasserkräne in Elvis' Privatjet haben?

– so lauten die Sorgen von einem Verschwender, der oft ganz knapp vor der Pleite steht. ‚Wo ist mein Platz in der Geschichte?‘, fragt sich Elvis im Jahr 1976. ‚Ich habe nicht mal einen klassisch guten Film gedreht. Das Einzige was mir bleibt, ist die Menschen mit meiner Musik glücklich zu machen.‘

Wäre es zu einer möglichen Session mit Led Zeppelin gekommen – was hätte künstlerisch daraus entstehen können? Doch sein Manager Colonel Tom Parker wollte die bekannten Image-Schemata ausreizen, schließlich hatte er mit unzähligen Spielbanken-Besuchen ein kostspieliges Hobby: Roulette-Sucht. Nach seinem Tod fanden Gerichtsmediziner bei der Autopsie heraus, dass sich Unmengen Rauschgifte im Leichnam von Presley befanden: 14 unterschiedliche Drogen, davon vier in unglaublich hoher, toxischer Dosierung. Daraus resultierend Leberschaden, Darmverschluss und Herzverfettung. Elvis, so lautet der Plot der 70er Jahre, steht auf der Bühne und singt ‚Release Me‘ in einem schmierigen André-Rieu-Arrangement. Sein Körper ist vollgestopft mit einer Menge an Aufputschmitteln, die reichen würden, Pete Doherty drei Mal hintereinander die Tour de France gewinnen zu lassen. Eine Tragik, so unbegreifbar wie die Fallhöhe eines Shakespeare-Charakters, die perfekt im Comic ‚Elvis – die illustrierte Biographie‘ (Ehapa) nachgezeichnet wurde.

Ebenfalls ein Highlight ist der zweite Teil der von Autor Peter Guralnick verfassten Biografie ‚Careless Love‘ (Bear Family), welche als Hörbuch erscheint. Die Jahre 1958 bis zum Todesjahr 1977 sind auf dieser Edition auf 12 CDs gestaucht. Bela B., der mit seinem dunklen Timbre die unglaubliche Faktendichte vorträgt, ist als Vorleser ein angenehmer und glaubwürdiger Erzähler. Von Elvis' Soldatenzeit bis hin zu seinen wirren Drogen-Ausflügen, in denen Presley berichtet, er habe im Traum das Gesicht Gottes gesehen, ist die Story stringent und überzeugend geschildert. ‚Ich kann stückweise nachvollziehen‘, sagt Bela B., ‚was Elvis stellvertretend für uns alle als eine Art Jesus Christus der Musikgeschichte erlebt hat. Er hat das alles für uns andere Musiker erlebt, die allergrößte und gleichzeitig allerschlimmste Form des Startums. Diese ständige Einsamkeit, weil man immer im öffentlichen Fokus steht, das Gesicht wahren muss; und alle um dich herum sind kritikfrei immer auf deiner Seite.‘

Erschienen in VISIONS Nr. 175

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