“Grand Bruit” gehört zur Generation der Pandemie-Platten, geprägt von Angst und Einsamkeit, Verlust, Solidarität, Egoismus und Wut – im Großen sind die Themen universell, im Kleinen coronaspezifisch. Dabei beschwört das Quartett aus Trier Stimmungen herauf, die man so eigentlich von Bands der frühen 90er und aus den Industrieruinen von England bis Irland kennt. Sängerin Harmke van der Meer leiert zwar weniger, legt aber eine an Dolores ORiordan erinnernde Melancholie an den Tag. Ihre Bandkollegen, die verlässlich Stück für Stück Gitarrenwände auftürmen, um sie anschließend wieder einzureißen, stehen ihr in nichts nach. Die Soundwände fallen mal zart und doch deprimierend wie vergilbte Blümchentapeten im Sepia-Filter und mal verwittert und tiefschwarz wie die Porta Nigra aus, sind aber niemals Selbstzweck. Denn letzten Endes stehen eingängige Hits wie “Più Più”, treibende Post-Punk-Beats wie in “The Other Button” und schiere Noise-Eskapaden wie in “All Sleek All Glass” für sich. Sanfter Dreampop wie in “Left & Leaving” und der Alternative Dance von “Wasted Sorrows” loten die Grenzen des Genres weiter aus und tragen zum angenehmen musikalischen Rückblick bei. Allem Retro-Charme zum Trotz: Vandermeer können packende wie dynamische Songs schreiben und beweisen das auf “Grand Bruit” alle paar Minuten aufs Neue.
weitere Platten
We Are
VÖ: 02.09.2022
Panique Automatique
VÖ: 29.03.2019