The Boggs
Forts
Text: patrick agis-garcin
Die Liars hatten es für “Drums Not Dead” vorgemacht, Jason Friedman ist den gleichen Weg gegangen: Ohne Kenntnisse von Land, Leuten und Sprache kündigte er sein Apartment in New York und zog auf gut Glück nach Berlin. Der Malerei wegen, aber auch zur musikalischen Inspirationssuche. Denn Friedman ist gleichzeitig Anführer und einstige Konstante in der Welt von The Boggs, seinem rotierenden Karussell aus wechselnden Begleitmusikern. Für sein drittes Album “Forts” griffen ihm unter anderem Heather DAngelo (Au Revoir Simone), Christian Obermaier (Schneider TM), Matt Schulz (Enon) und – der Kreis schließt sich – Liars-Drummer Julian Gross unter die Arme. Doch nicht nur geografische, sondern auch musikalische Grenzen lassen The Boggs auf “Forts” hinter sich: Mit spielerischem Eklektizismus betreiben Friedman und seine NYC-Clique Genre-Hopping und vermengen Folk, experimentellen Pop und Art-Punk zu einer sehr eigenen Ästhetik, die der Chef selbst unbeholfen als “Proto-Post-Folk-Garage-Punk-Folk-Punk-Blues-And-Disco” umschreibt. Klingt chaotisch, ist es aber auch – entstanden zwischen zwei kulturellen Schmelztiegeln, strahlt “Forts” einen hektischen, urbanen Großstadt-Vibe aus. Auf der anderen Seite wissen das niedliche Duett “Little Windows” oder die introspektive Akustikballade “After The Day” gerade durch einen von jeglichen Ballaststoffen befreiten, simplen Charme zu gefallen. Weniger wäre auf “Forts” folglich oft mehr gewesen – was insbesondere für das letzte Albumdrittel gilt, das dann doch zu sehr ausfranst.