Dabei hat auch “No Ghost” diese eigenwillige, ausgefeilte Rhythmik, die schon den Vorgänger “Glory Hope Mountain” auszeichnete und die im Grunde eher konventionellen Songideen der Kanadier auf ungeahnte Ebenen hievte. Diesmal dauert das aber alles ein bisschen länger, auch weil sich der dichte Nebel um den Opener “Cobbled From Dust” zunächst verziehen muss. Danach haben The Acorn alle Zeit der Welt, um ihr drittes Album langsam aber sicher kommen zu lassen. Angetrieben von hypnotischer Percussion drehen die ersten vier Songs sich unaufgeregt um die eigene Achse, bis das ausgeschlafene “Crossed Wires” merkt, dass jetzt langsam mal etwas wirklich Aufregendes passieren muss, und das Tempo merklich anzieht. Auch der mit tausend Ideen gespickte Titelsong und das hymnische “Bobcat Gold Wraith” tanzen mit aufgedrehten Gitarren dem Morgen entgegen und schaffen es kurz, vom Wesentlichen abzulenken.
Trotzdem ist der traurige Clown unter seinem schlecht sitzenden Kostüm schnell enttarnt: “No Ghost” wäre gerne eine abgefahrene Sommerplatte, kann aber gar nicht anders, als mit bitteren Tränen den Herbst zu umarmen. “Fallen leaves, fallen leaves/ I count the colours on my feet”, singt Frontmann Rolf Klausener im durchatmenden “Slippery When Wet” – und weiß dabei verdammt gut, dass die Songs seiner Band ewig zu Spaziergängen durch sterbende Wälder verdammt sein werden. Auch wenn The Acorn das nicht gerne hören: Sie haben eben doch nur eine ganz normale Indie-Folk-Platte mit einigen ziemlich guten Songs aufgenommen.
Artverwandte
The Byrds – Fifth Dimension
Midlake – “The Trials Of Van Occupanther”
Neil Young – “On The Beach”