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    Teksti-TV 666
    Vapauden Tasavalta

    VÖ: 24.02.2023 | Label: Svart
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 360
    Schönheit
    Teksti-TV 666 - Vapauden Tasavalta

    Wie viele Gitarren braucht man für eine turmhohe Wall-Of Sound? Wenn es sich die Finnen von Teksti-TV 666 leisten könnten, wäre ihre Antwort „alle“. Aber auch nur mit einer vermeintlich überschaubaren Zahl zwischen drei und sechs lassen sich noch die kleinsten Fugen verspachteln.

    Luft kommt durch diese Wand am Ende von „Vapauden Tasavalta“, dem zweiten Album der Band aus Helsinki, kaum noch durch. Das ist aber auch das Einzige, was man der Band mit den vielen Gitarrist*innen vorwerfen kann. Inzwischen als Oktett unterwegs haben sie im Vergleich zum Vorgänger immerhin einen Song mehr geschrieben, dafür aber auch fünf Jahre gebraucht.

    An ihrem Rezept haben sie in der Zwischenzeit aber nichts geändert. Es verbindet die Motorik des Krautrock mit der Energie des Punk und den freidrehenden Gitarren des Shoegaze. Der Posten am Mikrofon ist dabei eine Art Wanderpokal, den jeweils derjenige übernimmt, der gerade am wenigsten zu tun hat. Denn Teksti-TV 666 sind unaufhörlich damit beschäftigt, alle Gitarren in ihrem Line-Up gewinnbringend einzusetzen. Wobei Gewinn sich bei ihnen nie darüber definiert, besonders vertrackt oder verkopft zu sein, sondern sich wie in der TV-Werbung mit Ex-Fußballer Erik Meijer in „Druck, Druck, Druck“ auflöst.

    Dazu gehört auch, regelmäßig die Nerven zu verlieren. Das eröffnende „Kapiteen“ etwa schaltet nach einer Singlelänge in den Overdrive-Modus und mutiert für die restlichen zwei Minuten zu Krautrock auf Steroiden. So ähnlich funktioniert das auch bei „TJ“. Was zunächst wie eine Freiform-Improvisation mit Saxofon beginnt, kanalisiert sich in einen schleppenden Beat, wie man ihn kein zweites Mal auf dieser Platte zu hören bekommt, ehe sich die Gitarren umkreisen und umspielen, bis schließlich das Saxofon vom Anfang zurückkehrt. Andere Bands hätten es vielleicht hierbei belassen, aber Teksti-TV 666 ziehen das Tempo nochmal richtig an, degradieren Klaus Dinger zum feinfühligen Fellestreichler und lassen die Gitarre so weit von der Leine, als würde sich Helmets Page Hamilton nochmal an „Beautiful Love“ erinnern. Das gnadenlos stampfende Glam-Riff in „Kuukauden Myyjä“ erinnert einen dann nochmal daran, wo das natürliche Habitat dieser Musik ist: auf der Überholspur.

    Selbst wenn man für diese Art von Überwältigungsmusik nichts übrighat, zumindest in einer Sache dürfte fast jeder mit den Finnen übereinstimmen: „Ilmainen Pizza“ nennen sie den eingängigsten und am konventionellsten arrangierten Song auf ihrem Album. Ausnahmsweise ist einmal die Botschaft wichtiger als der bandeigene Eskapismus, „Ilmainen Pizza“ heißt schließlich „kostenlose Pizza“. Wer kann da schon nein sagen?

    Das steckt drin: Circle, Les Big Byrd, Neu!

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