Emotionsgeladen und Intensiv sind Attribute die man all zu gern verteilt. Leider ist das bei dem Debüt von Systemhyterie nicht angebracht.
System… was? Ach so, Tim Hespen, Sänger und Songwriter der Hannoveraner Band, fand es faszinierend, dass es nur ein Wort im Deutschen gibt, in dem die Lautfolge yste vorkommt. Da denken wir jetzt alle mal drüber nach. Und? Tatsächlich: Unfug. Ähnlich den meisten der bemüht nach emotionalem Tiefgang heischenden Texte, die zwischen Selbstdarstellung und Platitüden schwanken, und somit vorsichtshalber also nicht Lyrik genannt werden sollten. Vergleiche mit der befreundeten Band Anger 77 (vgl. VISIONS Nr. 90) sind (leider) sehr naheliegend. Obwohl man sich hier eher fadenscheinig und unverständlich gibt. Es scheint, als wolle man einmal mehr den emotional frustrierten Einzelgänger in trostloser Großstadtparanoia mimen. Aber erstens ist Hannover zwar trostlos, aber keine Großstadt, und zweitens sind nicht alle lyrischen Ergüsse interessant, nur weil da jemand frustriert ist. Und wenn das Ganze dann noch mit einer Musik unterlegt ist, die in die Singer/Songwriter – Schublade will, aber in die der seichten Kinderliedchen gehört, wird es fast ungenießbar schmalbrüstig und dünn. Massenhaft Zitate, Stereotypen und Floskeln. Die halbe Stadt spricht von Systemhysterie (Aus: Ich Träume). Das glaub ich nicht, Tim.
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Wir fordern die Macht
VÖ: 18.02.2002