Jay Dee ist der neue Stern am HipHop-Produzentenhimmel – zu Recht! Denn wir reden hier über den legitimen Erben von A Tribe Called Quests Extremlässigkeit.
Dieser Vergleich drängt sich insofern förmlich auf, da der aus Detroit stammende Jay Dee seine Produktionskünste bereits mehrfach in den Dienst der supercoolen New Yorker Native Tongue-Vorreiter stellte – er arbeitete bereits amATQC-Meisterwerk Low End Theory intensiv mit und ist zu großen Teilen auch für die Produktion des vor drei Monaten erschienenen, großartigen Q-Tip-Soloalbums (siehe Schönheiten VISIONS 83) verantwortlich. Nun will er Ernte und Props einmal selbst einfahren und veröffentlicht mit seinen MC-Freunden Baatin und T3 das zweite Album seiner Posse Slum Village – eine Rakete an ungezwungener Funk-Relaxtheit bei gleichzeitiger Griffigkeit. Gaaaanz schwer abgehangene Grooves, geschmackssicher arrangierte Dauerburner, die Perfektionierung der Reduktion und intonierte Schöngeistigkeit allerorten – seit den Glanzzeiten von De La Soul, The Roots oder eben dem Quest genannten Tribe haben nur ganz wenige es verstanden, einen minimalisierten Superflow so dicht am Ohr des Hörers zu plazieren. Kommt für die Sonnenschein-Saison zwar ein wenig früh, das Ding, sollte mich aber trotzdem wundern, wenn die vereinigte Kopfnicker-Fraktion mit Sinn fürs Wesentliche Fantastic nicht zur Sommerplatte 2000 küren würde. Die Frage, ob HipHop im VISIONS-Kontext überhaupt noch Sinn macht (ein Punkt, der derzeit immer wieder das Diskussionsforum unserer Homepage füllt), muss jedenfalls nach dieser Produktions-Bombe und für jeden halbwegs aufgeschlossenen Musikhörer hemmungslos mit JA! beantwortet werden. Und obwohl ich inzwischen selbst bei mir als eingefleischtem HipHop-Hörer gewisse Abnutzungserscheinungen beobachten kann, gibt einem ein Album wie dieses den Glauben an Sinn, Zweck, Relevanz und Größe der ganzen Sache wieder.
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Trinity / Dirty District
VÖ: 01.01.1900