Sea Of Bees
Songs For The Ravens
Text: André Bosse
Julie Ann Baenziger wuchs in einem Ort in Kalifornien auf, dessen Namen keine Fragen offen lässt: Roseville. Nun hat auch eine Rose Dornen, doch alles in allem hatte Julie Ann eine schöne Kindheit. Bewegung kam in ihr Leben, als sie – so ihre Erzählung – in der Kirche saß und eine Sängerin in glockenklarer Stimme Choräle sang. Das Gefühl, dass sie beim Hören hatte, war neu. Der Berufswunsch Musikerin war geboren – fehlten nur noch folgende Dinge: Erfahrung, Instrumente, Songs. Der Antrieb war zunächst nicht besonders große, erst mit 23 zog sie von zu Hause aus, zog in die große Stadt und spielte Bass in einer Band – mangels Kenntnissen nur auf einer Saite. Doch dann ging alles ganz schnell: Baenziger fand die richtigen Leute, nannte sich Sea Of Bees, legte 2009 die hübsche EP “Bee Eee Pee” vor und lässt nun ein Album folgen.
Wer eine der Shows gesehen hat, in denen Grand-Prix-Lena zwölf Songs ohne inhaltlichen Zusammenhang sang und daraus ein Album gezimmert bekam, darf sich hier auf die Anti-Lena freuen: Die Platte fließt, die Songs überspringen ihre Grenzen, nehmen Kontakt zueinander auf, die Harmonien erinnern an die ruhigen Radiohead-Stücke. Vorteil: Die “Songs For The Ravens” hören sich äußerst angenehm. Nachteil: echte Höhepunkte fehlen. Das liegt vor allem am Gesang von Baenziger, die es sich fast ausschließlich in einer – wenn auch angenehmen – Tonlage gemütlich macht. Die etwas lauteren Gitarren in “Marmalade” und die Lullaby-Elektronik von “Willis” sind daher willkommene Klangwechsel, doch ganz reicht es nicht, um das Album von vorne bis hinten spannend zu halten.
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Orangefarben
VÖ: 20.04.2012