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    Refused
    War Music

    VÖ: 18.10.2019 | Label: Spinefarm/Universal
    Text:
    Refused - War Music

    Dennis Lyxzén hatte recht, als er sagte, für Fans von „A Shape Of Punk To Come“ würde dieses Album mehr Sinn ergeben als das Comeback-Album „Freedom“ von 2015.

    Das war zwar ähnlich experimentell mit seinen Funk-Flirts, Synthesizern, Bläsern und weiteren Kuriositäten, doch bei weitem nicht so aggressiv, unmittelbar und radikal wie ihr Meisterwerk von 1998. „War Music“ ist vor allem wieder letzteres: radikal. Musikalisch und rhetorisch. Bei der Musik ist das nach der primären Duden-Definition „von Grund aus erfolgend“ zu verstehen. Refused sind wieder ganz beim Post-Hardcore von „Songs To Fan The Flames Of Discontent“. Schnörkellos, etwas metallisch und in „Turn The Cross“ und „Violent Reaction“ auch mit ordentlich Tempo. Die Riffs gehören zu den besten, die die Band in ihrer Karriere geschrieben hat: Die Singles „REV001“ und „Blood Red“ grooven richtig, an anderen Stellen sind die Tom-Morello-artigen Riffs so vertrackt wie nie. Dabei bleibt der Gitarren-Sound von Kristofer Steen unverkennbar. Manchmal klingen Lyxzéns Nebenprojekte durch, wie in „Death In Vännäs“, das er eher in Invsn-Manier singt, oder im Refrain von „I Wanna Watch The World Burn“, zu dem sich auch während eines Sets von „The (International) Noise Conspiracy“ tanzen ließe. Was Lyxzén davon ab jedoch gewohnt markant keift und kreischt, ist auf brisantere Art radikal, nämlich auf die weltanschauliche: „Time for some militance/The fight will come down to us and them“. Refused und alle Ableger der Band haben nie einen Hehl daraus gemacht, wofür sie politisch einstehen. So schroff ausgedrückt wie auf „War Music“ haben sie ihre Überzeugungen aber lange nicht mehr. Mussten sie sich bisher Heuchelei vorwerfen lassen, ob ihrer linken Ideale bei großem kommerziellen Erfolg – was Lyxzén hier mit dem schönen Vers „I’m trying to wield my privilege in the service of a dream“ entkräftet –, drohen ihnen jetzt Sprüche à la „beide Seiten sind schlimm“ um die Ohren zu fliegen. Wer will, kann im Schlachtruf „Blood red until I’m fucking dead/I’ll remain with blood on my hands“ etwas Extremistisches lesen, hat dann aber schon „The Shape Of Punk…“ nicht verstanden. „War Music“ sagt mit einer Eindringlichkeit, was sich viele Bands aus Sorge, spöttisch beäugt zu werden, nicht mehr deutlich auszusprechen trauen: Geht mal wieder auf die Straße! Diskussionen über die Glaubwürdigkeit der Band sind nicht zielführend, sondern laufen der Stärke des Albums komplett zuwider – vielleicht wollten Refused das so. „Rise up, put your papers down/ Hear the boots march right outside/ You theorize safe in your seat/ But the struggle never left the streets“!

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