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    Pride Tiger
    The Lucky Ones

    VÖ: 23.01.2009 | Label: Powerage/Soulfood
    Text: Jan Schwarzkamp // Britta Helm

    4-Ohren-Test

    Da hat jemand viel Thin Lizzy gehört. Gut für ihn, gut für uns.

    Die wahre Wirkung von Thin Lizzy war immer etwas nebulös. Wer sich nie wirklich mit den Iren auseinandersetzte, dem waren meist nur die Gassenhauer „Whiskey In The Jar“ und „The Boys Are Back In Town“ ein Begriff. Mit dem halbbrasilianischen Phil Lynott besaß die Band ein kreatives Genie. Er mischte Poesie mit der Working-Class-Lyrik eines Springsteen. Musikalisch dominierten sich duellierende, gedoppelte Lead-Gitarren und galoppierende Grooves. Das Konzept kopierten einige. Etwa Drunk Horse, Fuckin’ Champs oder Diamond Nights. Sehr deutlich auch Pride Tiger aus Vancouver. Als hätte es in den letzten Monaten mit Fiftywatthead, Bionic und Starvin Hungry nicht genug spitzen Rockbands aus Kanada gegeben… Tatsächlich stammt die durchweg tolle Platte von 2007, erschien in der Bandheimat gar über EMI. Mit kleinerem Labelbesteck, dafür aber mit zwei Bonustracks, dürfen wir nun in den Genuss kommen. Neben Thin Lizzy kann man sich gerne auch an Foghat, Lynyrd Skynyrd oder Blue Oyster Cult erinnern. Dass Pride Tiger aber nicht zur mittelmäßigen Tributeband verkommen, liegt daran, dass sie fantastische Musiker sind. Der singende Schlagzeuger Matt Wood, Songschreiber Sunny Dhak (g) sowie Bob Froese (g) spielten zuvor bei 3 Inches Of Blood. Bassist Mike Payette war mit den Jungs von Bison B.C. in der Thrash-Band S.T.R.E.E.T.S. – wenn das keine Top-Referenzen sind.
    9/12 Jan Schwarzkamp

    Alles Spinner außer Papa. Was vor 30 Jahren frisch war, kann doch heute unmöglich schlecht sein?!

    Es fängt an mit der sehr austauschbaren Legende: Weil ja sonst niemand mehr Platten (also, richtige Schallplatten!) hört, haben sich vier Kanadier in ihrem crazy Punkhaus zusammengesetzt und drüber gesprochen. Haben Thin Lizzy gehört und dann noch mal Thin Lizzy und sich irgendwann gedacht, dass die Welt nichts dringender braucht als noch so eine Band. Dass sie dafür die Richtigen wären, stand außer Frage, schließlich haben drei von ihnen mit 3 Inches Of Blood respektable Erfolge auf dem Konto. Das müsste mit 70er-Hut doch ähnlich funktionieren. Also packten sie die bunten Gitarren aus und schrieben einen Haufen Songs, von denen jeder einzelne der Weltformel des ROCK folgt: Völlig sinnlose Zeile, RIFF, völlig sinnlose Zeile, die sich auf die erste reimt, YEAH! Wozu schon die eigenen Eltern die Zahnspangen verhakt haben, kann schließlich so falsch nicht sein. Und klar, rocken tut das, wenn Schlagzeuger Matt Wood röhrt: „Whoooooaa can‘t tell what‘s going on/ I can‘t tell what‘s wrong/ Tell me what is going on/ Tell me if I‘m wrong!“ Und nein, unrecht ist das bestimmt nicht, was sie da machen. Nur hätte es vielleicht die supersonderseltene Vinyl-LP im Flammenmuster für Gleichgesinnte getan. Als CD (und Bildschirmschoner und Klingelton) brauchen „The Lucky Ones“ nur die allerwenigsten. „If there‘s a lesson in the end/ It‘s no one‘s listening.“
    5/12 Britta Helm