Die Leyan-Vaterfigur ist im Booklet nicht zu sehen, steht bei den Songwriter-Credits aber an zweiter Stelle – direkt nach seinem Sprössling. Der etablierte Filmkomponist Jürgen Ecke hat bei Leyan gleich mehrfach die Finger im Spiel: als Produzent, als kreative Eminenz und als Experte für Streicher und atmosphärische Bonuselemente. Das hilft der Berliner Band, ihrem hehren Anspruch auf akustische Ästhetik gerecht zu werden. Dancing Sculptures kommt aus dem Kopf, nicht aus dem Bauch. Ihr Albumdebüt fühlt sich an, als hätten Leyan jeden der abertausend Töne auf der Unzenwaage abgewogen. Sie servieren feingliedrige Indiepop-Filets, filigran durcharrangiert und mit Synthesizern, leisen Sirenen und prägenden Keyboards zu schillernden Kunstwerken veredelt. Dazu tänzelt Christoph Eckes Stimme durch das Spannungsfeld zwischen Chris Martin und Matt Bellamy, Abstecher ins Falsett eingeschlossen. Dancing Sculptures ist eine luxuriös ausgestaltete Traumreise zwischen Watte und Wirklichkeit, mit instrumentaler Oberklasse und seltener Detailfülle. Obwohl hier jeder weiß und kann, was er tut, streifen Leyan aber die kritische Zone zwischen harmonisch und harmlos. Man kann sich im üppigen Schönklang von Dancing Sculptures gut und gerne verlieren – oder langweilen. Leyan teilen eine Schnittmenge mit Slut, Blackmail oder Muse, ersetzen deren konfrontatives Element aber durch kontemplative Klangfarben. Erfrischende Kontraste wie der leicht kratzige Dreiminüter Distance sind rar. Und Gold wert.