Kurschatten
Träume in Pastell
Text: Marcel Buchwald | Erschienen in: VISIONS Nr. 361
Es ist nicht immer alles rosig, vor allem nicht in der Musik des Quartetts aus Castrop-Rauxel und Dortmund mit Mitgliedern von Dead Koys und Camp Late. Da gibt es einen klirrend kalten Bass-Synthesizer, Drums mit so wenig Hall, dass sie beinahe klicken, und Gitarrenmelodien, die eher die dunkle Seite des Mondes als die Sonne anbeten. Dazu kommen Texte, die bei aller Undurchschaubarkeit nie über ihre immanente Schwermut hinwegtäuschen können. “Triste Nebel/ Melancholia daheim”, heißt es etwa in “Moräne”, “Alle folgen, wenn sie können/ Würde ich doch nur dazugehören” in Expeditionen. Vorgetragen werden die Texte gleich von zwei Sängern, von denen einer wie das Stimmdouble von Jens Rachut klingt. So gut, so unglücklich. Aber “Träume in Pastell” ist in all seiner Traurigkeit auch schön, etwa wenn einen in “Urmund” traumtänzerische Melodien davontragen oder wenn “Grauseduden” heftig mit Pop – wenn auch düsterem – flirtet. Ein Wehrmutstropfen bleibt aber: Kurschatten entfernen sich musikalisch kaum von bekannten Vorbildern. Aber gerade dort, wo es dunkel ist, kann Vertrautheit ja auch trösten. Wenn Kurschatten also in “Gemüse” singen “Nicht, dass ich einsam wär’/ Mir fehlt nur das Zubehör”, bricht sogar etwas Licht durch den dichten Nebel. Manchmal ist Unglück eben doch nur eine Frage der Perspektive.
Das steckt drin: Dackelblut, Die Nerven, Joy Division