Unsere belgischen Nachbarn mausern sich zusehends zu meinen erklärten Indie-Favoriten. Neben den genialen dEUS brachte es wahre Schrägschrammel-Prachtstücke hervor, so z.B. die Evil Superstars und Moondog Jr., die Zweitband des dEUS` Gitarristen Stef Camil Carlens. Auch ihr zweiter Gitarrist, Rudy Trouvé, legt nun mit “Doc`s Place Friday Night” die erste Platte seines eigenen Side-Projekts Kiss My Jazz vor. Musikalisch schlägt er damit in die gleiche Kerbe wie die bluesigen Moondog Jr., allerdings mit stärkeren Tendenzen zum richtigen Jazz – mit Bebop-Trompete, Swing-Schlagzeug und lässiger Chet Baker-Gitarre. Zu diesen Elementen gesellt sich die typische dEUS-Schrägheit in Form von verzerrten, unterschwelligen Gitarren-Attacken oder dem quengeligen Gesang von Stef Camil. Die krude Mischung wird verfeinert mit Zorn`scher Brüchigkeit und Tom Waits-Zitaten, und das alles auf der Basis von einfach guten Songs. Zugegeben, das hört sich ganz schön konfus an; aber versucht doch mal selbst, die Musik von Kiss My Jazz in Worte zu fassen. Ist das noch Indie? Oder Jazz? Vielleicht Kunst? Auf jeden Fall ist es gut.
weitere Platten
In The Lost Souls Convention
VÖ: 01.01.1999