Homeboy Sandman
The First Of A Living Breed
Text: Max Lessmann
Es ist nicht leicht mit dieser immer harten Rapmusik. Da müssen selbst Stones Throw, die Fahnenträger des unangepassten und vor allem künstlerisch hochwertigen Sprechgesangs, die Vorstellung eines neuen Künstlers mit einer Kneipenschlägerei einleiten. Schon früh habe sich der junge Homeboy Sandman mit Türstehern herumgeschlagen, so sein Label, und sich dabei abwechselnd das Blut von Fingerknöcheln oder Unterlippe gewischt. Dann aber folgte der Sinneswandel und so wurde Sandmann vom Kneipenschläger zum Jurastudent zum “MTV Made”-Coach zum Lehrer und schließlich zur Hoffnung des durchaus auch mal geistreichen HipHop. Diese Hoffnungen werden nun auf “The First Of A Living Breed” weitgehend erfüllt. Beats werden aus allen Kisten gezogen: Zwischen zeitlosen Bässen und flirrender Elektronik, zwischen J. Cole und Tyler, The Creator. Da kann man wahlweise sonnig trällernd im Cabrio oder in körnigem schwarzweiß und auf dem BMX durch die Hood fahren. Text und Musik sind dabei mit einer ähnlichen Strenge durchkomponiert. Fleißig werden Worte durch Ohren gedreht, dass einem je nach Gesinnung vor Freude oder Anstrengung schwindelig werden kann. Leider führt Sandmanns hervorragende Technik nicht selten dazu, dass man mehr als dreimal hinhören muss, um jeden Punkt mitzubekommen. Das tut man aber gerne, solange der er seinen Oberlehrer im Schrank lässt. Wenn er zeigerfingerschwingend für Liebe und gegen Zigaretten ins Feld zieht, hofft man doch sehr auf Selbstironie. Auch die ist ihm natürlich zuzutrauen.