Grätenkinder
Serviervorschlag
Text: Falk Albrecht
Okay, okay, ihr habt gewonnen, Jungs: Einen dämlicheren Bandnamen wird sich in absehbarer Zeit niemand einfallen lassen. Dabei erfüllt die Namenswahl offenbar eine doppelte Funktion. Nicht nur, dass den Grätenkindern eine gewisse Aufmerksamkeit zuteil wird, auch das Publikum wird bereits vorsortiert: Wer den Namen einfach nur unsagbar dumm findet, wird sich auch mit dem Schaffen dieser Band kaum anfreunden. Wer sich hingegen ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, wird vermutlich auch dem dilettantischen Charme des Quintetts erliegen. Die Wahrheit aber liegt wohl irgendwo dazwischen. Denn tatsächlich hat der flotte Orgel-Pop der Grätenkinder einen gewissen Reiz, aber allein der Gesang, der eindeutig zu weit in den Vordergrund gemischt wurde, ist derart schräg, dass die Sportfreunde wie Virtuosen ihres Fachs klingen. Und die Texte! Oh je! Da hat Hauptschreiber Christian Günther offenbar in alten Schulheften gekramt, um seiner Pennälerlyrik zu spätem Glanz zu verhelfen. Hin und wieder versprüht dieser Ansatz zwar eine niedliche Frische, häufiger aber fühlt man sich peinlich berührt von den Reimen auf Mittelstufen-Niveau. Nun ist diese unbekümmerte Naivität zwar immer noch sympathischer als die gewollte Intellektualisierung einer Band wie Virginia Jetzt!. Letzten Endes aber gerät dieser “Serviervorschlag” eben doch eine Spur zu eintönig und fade: Die Songs sind sich allesamt zu ähnlich, um einen 35 Minuten lang zu unterhalten. Im Moment bekommt man tatsächlich nur die Gräten, die Filets müssen die Kinder erst noch servieren.