Keine zehn Sekunden steckt man in dieser Platte drin, und schon verformen sich die Wolken zu Luftschlössern, riecht die Luft nach Zuckerwatte und der Regen nach Honig. Gingerlys aus New York spielen genau die Variante von Dreampop, die einem auch auf den Magen schlagen kann: eine beinahe naive, sehr sehnsüchtige Form von Gitarrenmusik. Wobei diese Gitarren gar nicht leise sind, der Verzerrer ist immer präsent, doch spielt die Band keine kantigen Riffs, sondern luftige Flächen. Auf diesen breiten sich von vielen Seiten die Melodien aus, mal ist hier der Bass das bestimmende Instrument, wie früher bei New Order. Meistens aber sorgt Sängerin Jackie Mendoza für die harmonische Führung, sie hat sich sehr genau angehört, wie die erste Generation der Shoegaze-Sängerinnen diesen Job erledigt hat: Lush, Curve und die Cocteau Twins sind die klaren Referenzen, beim starken “Elsewhere” beweist Mendoza, dass sie ihre Liz-Fraser-Lektionen gelernt hat, das Stück hätte sich gut auf den späten Alben der Cocteau Twins gemacht. Was die Band vor dem totalen Griff in die Revival-Kiste bewahrt, sind einige außergewöhnliche Arrangement-Ideen: “Let Down” klingt vertrackter, orientiert sich stärker am zeitgemäßen US-Indiepop von Bands wie DIIV oder Real Estate. Besonders gelingen der Band jedoch die Songs, bei denen das Schlagzeug seine Schüchternheit aufgibt, kraftvoller wirbelt und seine Herkunft aus dem Indierock belegt: “See You Cry” bleibt ein traumwandlerisches Stück, doch es treibt nach vorne – die Gedanken gehen flöten, die Füße schlafen jedoch nicht ein.