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    Fuoco
    A Travelogue

    VÖ: 05.01.2006 | Label: Triple Eggs/Radar

    Die fünf Männer aus Österreich und Deutschland nennen ihre Homepage fuoco-noise.com, und das führt schon mal vollkommen in die Irre.

    Mit noise hat diese akustische Reise gar nichts zu tun, auch nicht mit dem epischen, den Isis oder Envy präsentieren. Viel eher wühlt der wunderschön betitelte “Travelogue” tief in den 70er Jahren, als sich Band wie Pink Floyd, The Doors, The Grateful Dead und King Crimson durch psychedelische Handwerkskunst schnitzten. Der Titel ist dabei auch deshalb so gut gewählt, weil die Platte nur am Stück als Block funktioniert und dabei vor lauter Nebenwegen, Details, Tempo-, Stimmungs- und Stilwechseln nur so wimmelt, ohne jedoch wie ein beliebiger Kramladen zu wirken. Der rote Faden ist und bleibt das organische, altmodische Umkreisen spaciger Höhen und Tiefen. Vielleicht würden Procol Harum heute so klingen; Dredg ohne Kompakt-Klopf-Härte, The Mars Volta ohne diese ganze sägende Freejazz-Ambition. Hawkwind in sanft, mit Revue-Bläsern und mexikanischer Salsa. David Gilmour, übersäht mit Flecken von der Gartenarbeit und dem Wühlen im Matsch. Man kann diesem Album vorwerfen, lange Zeit nicht zu wissen, wo es eigentlich hinwill und den Hörer ohne Sinn und Verstand schwindelig zu machen. Man kann auch einfach die Klappe halten, staunen, dass so viel Talent und Atmosphäre auf einem Winzlabel versteckt ist und sich in das alte, weiche Sofa setzen.

    Oliver Uschmann – 8

    Blues Traveler, Joni Mitchell, Human League. Komisch, dass gerade die alle schon die Idee hatten, eine ihrer Platten “Travelogue” zu nennen. Sie stammen nämlich alle aus der Zeit, in die sich Fuoco laut Anschreiben zurückwünschen: die der “Magie und Faszination”. Und jetzt haben sie uns eine Platte voll Anachronismen gemacht und mittels Zugabe einiger härterer Takte versucht, sie für The Mars Volta-Fans genießbar zu machen. Musik für Medizinmänner, die mental in die Zukunft reisen und uns davon erzählen. Zu nett für harte Drogen, zu kitschig ohne welche. Wären Fuoco in den 70er Jahren beim “Rockpalast” aufgetreten, hätten auch die lethargischsten Pilzköppe im Publikum noch die Kraft aufbringen können, ihr Stirnband nach dem zu werfen, was da so penetrant anbiedernd langweilt. Im Folterschrank namens “hypnotischer” “Weltraum”-Rock: Falsettgesang und rollendes R, Trompete und Panflöte! Halspickup-Gedudel auf den Standard-Skalen. Wiiiuu-wiiuu-Synthies, quengeliger Gesang. Klanghülsen; längst vergessen, weil nicht mehr gebraucht. Die Mars Volta-Anbiederungen (“You Can’t Comfort The City”, “The Souvenir”) gehen nicht durch, die Stimme Flo Baums leiert uns sanft was vor – davon, wie sich Musik in uns aufbaut und Bilder erzeugt. Und da haben wir’s: Wer von solchen Vorgängen erzählen muss, ist nicht in der Lage, sie selbst zu erzeugen. Fuoco – wie Bonbonlutschen mit Plastikfolie drum.
    Philipp Welsing – 4