Emma Tricca
Aspirin Sun
Text: Arne Lehrke | Erschienen in: VISIONS Nr. 361
Mit Smalltalk verbringt die Wahl-Londonerin Emma Tricca auf ihrem vierten Album “Aspirin Sun” kaum eine Sekunde. Auch wenn sie in “Devotion” zärtlich eine Melodie säuselt, offenbart sie in dieser warmen Umgebung ihr innerstes Seelenleben: “I was waiting at a corner/ For a car that never arrived.” Kurz nach der Veröffentlichung des Vorgängeralbums starb Triccas Vater. Doch neben viel nachvollziehbarer Schwere in ihrem Folk, gibt es Linderung und Hoffnung in den nur acht Stücken, die es trotzdem auf fast 50 Minuten Spieldauer bringen.
Selbst wenn die Lichter der Großstadt verwirrend sind und die Jalousien auch mal verschlossen werden, um die Sonne nicht reinzulassen, sind die ausdauernden Bandkompositionen angeführt von einer Gitarre nicht nur ein Vehikel für die kryptischen Erzählungen ihrer Hauptdarstellerin. Sie entwickeln ein Eigenleben, der Bass darf seine Nebengeschichte ausführlich ausleben, “Through The Poet’s Eyes” gar mit Bläserunterstützung ekstatische Züge annehmen. Ein seltener Ausbruch mit freundlicher Unterstützung von Sonic Youths Steve Shelley, in dessen Studio das Album nicht nur aufgenommen wurde, sondern der die Songs auch umsichtig perkussiv ausstattet. Trotzdem: Ein klein wenig mehr Aufregung hätte Triccas viertem Album nicht geschadet, auch wenn “Aspirin Sun” alles andere als eine Schlaftablette geworden ist.
Das steckt drin: Marissa Nadler, Agnes Obel, Emily Jane White