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    Peter Doherty
    Peter Doherty & The Puta Madres

    VÖ: 26.04.2019 | Label: Strap Originals/Cargo
    Text: Christian Steinbrink / Martin Burger | Erschienen in: VISIONS Nr. 314
    Peter Doherty - Peter Doherty & The Puta Madres

    „Peter Doherty & The Puta Madres“ im Vier-Ohren-Test.

    Ein weiteres Mal enttäuscht Peter Doherty alle Erwartungen – aber auf sehr reizende Art und Weise. Nein, den Karriere und Mythos wiederbelebenden Britrock-Klassiker für die Masse seiner geduldigenVerehrer hat Pete Doherty auch dieses Mal nicht aufgenommen. Das wird viele Fans enttäuschen, muss es aber gar nicht. Denn die LP mit seiner trotz aller Eskapaden unerschütterlich treuen Liveband The Puta Madres ist zwar fehlerhaft und klanglich im klassischen Sinne Lo-Fi, stellt aber gerade dadurch die besonderen Songwriter- und Performer-Qualitäten der gefallenen britischen Rock-Ikone heraus. Auf elf Songs kommt Doherty nichtmal ansatzweise in die Nähe einer weiteren Rock’n’Roll-Hymne für große Bühnen, stattdessen orientiert er sich klar in sein natürliches Habitat: die verrauchte Kellerkaschemme. Er spielt traditionellen Rock’n’Roll, füllt ihn aber wie kaum ein anderer mit neuem Leben. Mal zitiert er in „Someone Else To Be“ rotzfrech und unverhohlen Oasis‚ „Don’t Look Back In Anger“, dann erinnert die ungezwungen launige und rumpelnde Art des Vortrags sogar an Shane MacGowans Pogues. Immer wieder vitalisieren ausufernde Fiddle-Parts fehlende Strukturen auf die denkbar uncoolste, dafür aber lebendigste Art und Weise, dann wirken Songs in ihrer dahingeschluderten Skizzenhaftigkeit wie pure Verweigerung. All das ist natürlich nicht im klassischen Sinn wertvoll, aber trotzdem das Beste, weil glaubwürdigste Album, das Doherty in dieser Phase seiner Karriere einspielen konnte.
    8/12 Christian Steinbrink

    Nicht schon wieder ein grässliches Selbstverwirklichungsprojekt von Pete Doherty. Pete Doherty, personifizierte Yellow-Press-Meldung, baut ein Studio-Hotel in einem englischen Küstenstädtchen am Arsch der Heide. Pete Doherty verputzt ein großes Frühstück. Pete Doherty findet den Brexit für Musik gut, weil sie dann wieder etwas bedeuten werde. Pete Doherty möchte gerne Peter Doherty genannt werden. Pete Doherty hat zuletzt 2004 an einem passablen Album mitgewirkt: dem zweiten der Libertines. Deren Comeback „Anthems For Doomed Youth“ war so ein bisschen egal; die Babyshambles von vorne bis hinten eine Frechheit (ja, auch und insbesondere „Fuck Forever“); Dohertys Soloalben „Grace/Wastelands“ und „Hamburg Demonstrations“ fahrige Skizzen, verkleidet als Fund aus der Kladde eines missverstandenen Poeten. Und wie er wieder einmal herumnölt, der Poet, auf „Peter Doherty & The Puta Madres“, frei übersetzt: „…und die Affengeilen“. Wie er einigermaßen ansprechende Melodien diesmal mit einer nervtötenden Geige erdrosselt. Wie er es für künstlerisch wertvoll hält, in „Someone Else To Be“ The Velvet Undergrounds „Ride Into The Sun“ und „Don’t Look Back In Anger“ von Oasis zu zitieren. Ist es nicht. Es ist dummdreist unter die Nase geriebene Faulheit, nur dafür gut, dass sich Noel Gallaghers Zukunfts-Ich in einem Interview proletenhaft empören kann. Was wenigstens Unterhaltungswert hätte, ganz anders als „Peter Doherty & The Puta Madres“, dieser Geigenfurz im Wind.
    3/12 Martin Burger

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