Wenn sich Steve Marion mal wieder von seinem aufregenden Leben als Studio- und Session- Musiker erholen muss, widmet er sich seinem Soloprojekt Delicate Steve. Ein paar Monate im Jahr unterstützt er Bands wie Amen Dunes oder Yeasayer bei ihren durchaus ambitionierten Werken, dann zieht es ihn wieder zurück nach Hause, zu althergebrachtem Classic Rock und seinen geliebten Gitarrensolos. Seit neun Jahren wählt er regelmäßig diesen Ausgleichssport, zuletzt immer öfter. Humor und die Lust am Kitsch gehören für ihn dabei ganz selbstverständlich dazu: Eine LP mit dem ikonischen Titel “Live In Las Vegas” hat er bereits in der Diskographie, zuletzt veröffentlichte er ein Weihnachtsalbum mit Südsee-Feeling. Zum Handwerkszeug seiner Entspannungsübungen gehören neben seiner E-Gitarre ein Kompendium an hochtrabenden Effekten, betagte Keyboards und seit geraumer Zeit ein wenig ausgereizter Drum-Computer. Singen mag er schon länger nicht mehr. Mithilfe dieses Instrumentariums ahmt er die großen Gesten des RocknRolls nach, teilweise entlarvt er sie, dann rockt er selbst lustvoll und hört einfach nicht auf, die Saiten seiner Gitarre für ausladende Solos zu malträtieren. Die Fragen, die auch sein fünftes Album “Till I Burn Up” aufwirft, lauten: Rockt das? Ist es lustig? Ist es Kunst oder egal? Allumfassend lässt sich das nicht beantworten. Sicher ist nur, dass sich Marions Novelty-effect langsam verbraucht. Wahrscheinlich taugt seine Musik nur noch als Kultobjekt oder irre gekicherter Studentenwitz, für mehr aber nicht.
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Delicate Steve Sings
VÖ: 16.08.2024