Freunde deutschen Rock-Liedguts hingehört! Da ist sie, die ultimativ zeitgemäße Platte, die Selig schon 1997 gerne gemacht hätten. Das Gelbe” ist wahrhaft das Gelbe vom Ei des Kolumbus. Die Dead Poets starten durch mit einer Mischung aus Rock, Pop, Underground und Psychedelic, die Spaß macht, frisch klingt und die lethargische Szene wiederbelebt. Natürlich wird ein Aufschrei durch den Thüringer Vierer gehen, daß ich sie hier mit Selig vergleiche, doch zu Unrecht. Denn zum einen ist die Ähnlichkeit der Stimme von Sänger Paco Steinmann mit Jan von Selig frappierend, und zweitens vermag Steinmann genausoviel Gefühl damit zu transportieren wie Jan bei den typischen Selig-Balladen. Und zum dritten waren Selig 1994 schon so etwas wie eine kleine deutsche Rock-Revolution, auch wenn es vielen heute peinlich zu sein scheint. Sollten die Dead Poets 1998 denselben Stellenwert erreichen (und das Potential sehe ich durchaus), dann braucht sich für den Vergleich wirklich niemand zu schämen. Musikalisch sind die toten Dichter jedenfalls genau da, wo deutscher Sub-Pop, wenn es so etwas überhaupt gibt, noch nicht nach Trend müffelt, aber seine volle Daseinsberechtigung unter Beweis stellt.