0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    Brave Captain
    Advertisements For Myself

    VÖ: 01.01.1900 | Label: Wichita/EFA
    7 / 12

    Der tapfere Kapitän ist erwachsen geworden. Häufig ist das dann gleichbedeutend mit `langweilig`. Hier meint es jedoch das exakte Gegenteil.
    Diese Platte ist also Werbung in eigener Sache. Fragt sich nur, wofür der inzwischen nicht mehr ganz so junge Eigenbrötler Martin Carr so wirbt. Für die ungefälligste Popmusik seit Erfindung des Schwurbel-Klangs? Für Freakiness im Songformat? Für Elektronik-Musik abseits jeder Tanzfläche? Eins ist jedenfalls klar: Nachdem Carr mit seiner ehemaligen Band, den Boo Radleys, jahrelang unter dem One-Hit-Wonder-Syndom zu leiden hatte, scheint diese Platte uns mit nahezu jedem Ton die alte Punk-Attitüde entgegen schreien zu wollen: `Macht kaputt, was euch kaputt macht!` Kaputt, das sind auch viele seiner Sounds und Songstrukturen. Manches wirkt eher wie ein flüchtiger Entwurf, anderes wurde erst kunstvoll zusammen arrangiert, um es dann mit ätzenden Störgeräuschen wieder herrlich zu verunstalten. Verglichen mit seinen ersten beiden, überwiegend Folk-getriebenen Platten “The Fingertip Saint Sessions Vol. 1 & 2” geht das hier sehr viel weiter, und zwar in jede Richtung. Vieles ist zerrissen, brutal schräg und bietet kaum Wiedererkennungswert, manches ist nicht mehr als seltsam verspackter Elektronik-Krach aus dem Hause Aphex Twin mit ganz entfernt an Popmusik erinnernden Songstrukturen. Und zwischendrin gibt es plötzlich eine herzzerreißend schöne Ballade im John Lennon-Style, mit Streichern, Bläsern und dem ganz großen Gefühls-Zeigefinger. Wo Carr mit diesem Sammelsurium aus Ideen, Freak-Sounds und Songfragmenten hin will, bleibt sein Geheimnis, und ob man das wirklich gut findet, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Immerhin: Gehört hat man so was aus England bislang noch nicht.