Willkommen zur guten Zähigkeit: Bikini Atoll erheben die scheinbare Ereignislosigkeit, die schon das
unterschätzte 2004-er Debüt “Moratoria” atmete, zur Kunstform. Fragmentarisch, leer geräumt und von
Produzentenkoryphäe Steve Albini warm, räumlich und ohne Mätzchen produziert, entfalten die
minimalistisch-monotonen Texturen erst nach und nach, bei genauerer Wahrnehmung ihre Wirkung,
während Joe Gideons Stimme nackt und pur im Raum schwebt und bittere Wahrheiten verkündet (“Their
Opinions Aren’t Worth The Drink In My Hand”, aus “Remains”). Das Glimmen der Postrockballaden wächst
zum Lodern, nutzt das geringste Nebengeräusch als Klangquelle (was im abschließenden “Secret
Filming” auf die Spitze getrieben wird) und erreicht damit präzise und schmerzvolle Direktheit, die
nicht immer einfach zu genießen ist: Hier liegt die Schönheit im Detail; im flüchtigen Vorbeigehen
wird man nicht satt. “Liar’s Exit” braucht Geduld, Lautstärke und mehrere Durchläufe, entpuppt sich
aber unter seiner spröden Schale als dunkel glühende Schönheit. Mitternachtsmusik. Lasst die anderen
ruhig schlafen, wir haben Besseres vor.
weitere Platten
Moratoria
VÖ: 09.02.2004