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    Amyl And The Sniffers
    Comfort To Me

    VÖ: 10.09.2021 | Label: ATO/Pias/Rough Trade
    Text:
    Amyl And The Sniffers - Comfort To Me

    Gekommen, um zu bleiben: Die Australier*innen machen mit ihrem zweiten Album einen gehörigen Schritt nach vorn und bleiben doch unverkennbar sie selbst.

    Um sich vorstellen zu können, wie es sich für Amy Taylor anfühlt, in der eigenen Bude gefangen zu sein, vom x-ten Lockdown zu Stubenarrest verdonnert, muss man sich nur den so sehnsuchtsvollen wie energiegeladenen Clip zu „Guided By Angels“ anschauen: Morgendämmerung, Freeway, Sitztanz auf der Rückbank, die Haare im Fahrtwind, später vom Pogo am Meer zurück in die abgerockte Industrieetage – ein Parforce-Ritt von einem Video, so aufrüttelnd wie kräftezehrend, gleichzeitig die perfekte Einstimmung auf das nächste Kapitel. Amyl And The Sniffers sind zurück und nehmen etwaigen Zweiflern, Stichwort: One Trick Pony, schneller den Wind aus den Segeln, als man seine beiden Mittelfinger ausfahren kann. Die Erinnerung ist noch frisch, der Schweiß des Debüts fast noch zu riechen. Kaum zwei Jahre ist es her, da kam das australische Quartett wie ein Wirbelsturm über Bühnen gefegt: drei dosenbiertrinkende Vokuhila-Vertreter, vorneweg eine Sängerin, die sich Show um Show im Sog ihrer Band um den Verstand tanzte, sang, schrie, der Sound ein Amalgam aus stoischem Aussie-Punk und Garage Rock. Dabei hätte es eigentlich bleiben können, doch die Band hat alles andere als schnelles Verglühen im Kopf. Mit dem bloßen Wiederholen der bekannten Formel will sie sich dabei nicht zufriedengeben, jenen Evolutionsschritt, der klassischerweise dem dritten Album vorbehalten ist, macht die Band bereits jetzt. Mit Produzent Dan Luscombe, der bereits in so legendären Formationen wie Blackeyed Susans und The Drones spielte, und Mixer Nick Launay (Nick Cave, Idles, Yeah Yeah Yeahs) fanden sie einen Sound, der den Rotz des Debüts gekonnt einfängt, dabei aber Raum schafft für melodiöse Zwischenebenen, für Gitarrendetails und ruhigere Momente. Wobei Ruhe Auslegungssache bleibt: Wer das Debüt mochte, wird „Comfort To Me“ lieben. Die Bandbreite ist immens: Da sind Punk-Anwürfe wie „Capital“, Hits vom Schlage „Security“, die Breitseite des Riot-Grrrl-Updates „Freaks To The Front“, aber auch zurückgenommene Songs wie „Knifey“ im ungewohnten Midtempo. Gus Romers ledrige Basslinien bilden das Fundament, während Gitarrist Dec Martens unüberhörbar mehrere Pfund drauflegt, den Sound nicht nur um einiges dicker, sondern auch vielschichtiger und spannender verbaut. Waren Amyl And The Sniffers mit dem Debüt und ihrer extremen Art noch so etwas wie ein Novelty Act, dann ist dies eine überzeugende Reifeprüfung, kraftvoll und unüberhörbar ein Zukunftsmodell.

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