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    Alias & Ehren
    Lillian

    VÖ: 22.08.2005 | Label: Anticon/Al!ve
    Text: Oliver Uschmann
    9 / 12

    Ein leise fesselndes Album, das die Rhythmik von HipHop und Elektronik, die Wärme des Jazz und die

    Entrücktheit des Ambient organisch verschmelzt.

    Brendan Whitney war mal Rapper. Als solcher nannte er sich Alias und tapezierte sein Zimmer mit

    Postern von harten Männern, was sein kleiner Bruder Ehren gar nicht verstand. Der begann als

    Fünftklässler mit dem Saxophonspiel und begleitete den Papa, einen Jazzdrummer, zu Sessions und

    Gigs. Über die Jahre eignete er sich sämtliche traditionellen Blasinstrumente mit links an, Stolz

    des Papas, ein Naturtalent. Zeitsprung: 2003 liegt eine CD des Bruders im Briefkasten. Der Bruder

    rappt nicht mehr, der Bruder entwirft fließend groovende Soundlandschaften, anziehend wie Strudel.

    “Muted” lässt Ehren zum Bruder fliegen und mit ihm das vorliegende Album einspielen. “Lillian” ist

    beider Großmutter gewidmet und im wahrsten Sinne des Wortes unerhört. Ein fuzzig groovender Sound

    zwischen HipHop und entspannter Elektronik, in dem die perkussiven Klicks klar und knusprig wie

    Insektenbeißerchen klingen, während Gitarren, Synthesizer und Samples so unbemerkt für Atmosphäre

    sorgen wie eine Filmbeleuchtung, deren Aufbau man nicht sieht. Darin, darüber und mittendrin: Ehrens

    Saxophon, Ehrens Flöte, Ehrens Klarinette. Und Ehren macht es. Macht aus schöner, solider

    Ambient-Groove-Musik wunderschöne, außergewöhnliche Ambient-Groove-Musik. Reichert sie mit Melodien

    an, die an Zeitloses erinnern – an orientalische Weisen, jazzige Standards, sogar sakrales Liedgut

    kommt einem in den Sinn. Manche von Ehrens Beiträgen könnte man in einer Kirche spielen. Oder in

    einem Canyon, allein mit dem Echo. Selten wurde Elektronik würdevoller mit organischem Gebläse

    verheiratet. Meditationsmusik für Menschen, für die The Notwist, Brian Eno, cLOUDDEAD und Nils

    Petter Molvaer Grundnahrungsmittel sind.