Brendan Whitney war mal Rapper. Als solcher nannte er sich Alias und tapezierte sein Zimmer mit
Postern von harten Männern, was sein kleiner Bruder Ehren gar nicht verstand. Der begann als
Fünftklässler mit dem Saxophonspiel und begleitete den Papa, einen Jazzdrummer, zu Sessions und
Gigs. Über die Jahre eignete er sich sämtliche traditionellen Blasinstrumente mit links an, Stolz
des Papas, ein Naturtalent. Zeitsprung: 2003 liegt eine CD des Bruders im Briefkasten. Der Bruder
rappt nicht mehr, der Bruder entwirft fließend groovende Soundlandschaften, anziehend wie Strudel.
“Muted” lässt Ehren zum Bruder fliegen und mit ihm das vorliegende Album einspielen. “Lillian” ist
beider Großmutter gewidmet und im wahrsten Sinne des Wortes unerhört. Ein fuzzig groovender Sound
zwischen HipHop und entspannter Elektronik, in dem die perkussiven Klicks klar und knusprig wie
Insektenbeißerchen klingen, während Gitarren, Synthesizer und Samples so unbemerkt für Atmosphäre
sorgen wie eine Filmbeleuchtung, deren Aufbau man nicht sieht. Darin, darüber und mittendrin: Ehrens
Saxophon, Ehrens Flöte, Ehrens Klarinette. Und Ehren macht es. Macht aus schöner, solider
Ambient-Groove-Musik wunderschöne, außergewöhnliche Ambient-Groove-Musik. Reichert sie mit Melodien
an, die an Zeitloses erinnern – an orientalische Weisen, jazzige Standards, sogar sakrales Liedgut
kommt einem in den Sinn. Manche von Ehrens Beiträgen könnte man in einer Kirche spielen. Oder in
einem Canyon, allein mit dem Echo. Selten wurde Elektronik würdevoller mit organischem Gebläse
verheiratet. Meditationsmusik für Menschen, für die The Notwist, Brian Eno, cLOUDDEAD und Nils
Petter Molvaer Grundnahrungsmittel sind.