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    Athlete
    Tourist

    VÖ: 21.03.2005 | Label: Capitol/EMI
    Text:

    Wieder eine Platte mit Leisetretersongs aus England. Athlete klingen fast ein wenig mutlos. Brillant ist ihr zweites Album trotzdem. Weil sie die richtigen Songs haben.

    Spielt denn keine britische Band mehr schnelle Musik? Und müssen sich alle an diesen Coldplay-Klavierthemen versuchen? Schon der Opener ist gar kein Opener. „Chances“ wäre vor Jahren ein zwingender Schlusspunkt gewesen. Heute kann man es sich leisten, mit so einem Schleicher ein Album zu eröffnen. Sind wir alle Weicheier geworden? Scheint so, denn wer hebt nicht die Hände, wenn nach einer Minute der erste Refrain einsetzt? Athlete aus Südlondon wickeln uns ein mit ihren gefühlsduseligen Hymnen in Moll. Wir möchten uns wehren und sagen: „Ne, lass mal, wir warten auf Coldplay und hören so lange die zehn anderen Platten dieser Art, die im letzten Jahr rausgekommen sind.“ Aber wir kommen nicht weg, „Tourist“ nimmt uns gefangen. „Wires“ ist ein unglaublich schöner Song über den Moment, in dem der junge Vater sein gerade geborenes Kind auf der Intensivstation besucht. „I’ve seen hope is here in a plastic box / I’ve seen christmas lights, reflect in your eyes.“ In der Angst strahlt Hoffnung, denn dieses Lied – in England ein großer Radiohit – hat mehr zupackende Zuversicht, als es das triste Krankenhaus-Setting erwarten ließe. Das ist die große Stärke von Athlete: Vermeintlich mutlos wirkende Lieder so zu spielen, dass die Sonne aufgeht. Die vier Musiker haben genau hingehört, wie die Traumwandler-Fraktion um die Eels, Mercury Rev, Maritime oder die Flaming Lips ihre bezaubernden Meisterwerke aufgenommen haben, und ein paar dieser Kniffe haben sie sich abgeschaut: Naive Gesangslinien aus dem Märchenwald, kleine Keyboardtricks aus dem Space-Disneyland, Synthie-Streicher, die echte Orchester eher parodieren als imitieren – all das macht aus leisem Pop schreiende Schönheit. Zwei, drei Songs haben Groove und Soul, duften aber nicht ganz so verführerisch nach Festivalsommer wie die Lieder des famosen Groove-Pop-Debüts „Vehicles & Animals“. Trotzdem: Diese Platte betört mehr als sie es eigentlich verdient hat.

    weitere Platten

    Black Swan

    VÖ: 30.10.2009

    Beyond The Neighborhood

    VÖ: 21.09.2007

    Vehicles & Animals

    VÖ: 22.07.2003