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    Múm
    Summer Make Good

    VÖ: 12.04.2004 | Label: Fatcat/PIAS
    Text: Alexandra Brandt

    Wer die isländischen Experimental-Elektroniker Múm bisher für einen interessanten Geheimtipp hielt, lag daneben. Sie sind großartige Verrückte, deren neue Platte ein eigenes Genre verdient: Nennen wir es Wassermusik.

    Lassen wir die obligatorischen Island-Klischees einmal weg. Mit Kristín Anna Valtysdóttir und Örvar Dóreyjarson Smárason leben zwei Drittel von Múm ohnehin seit über zwei Jahren in Berlin, wo auch der konzeptionelle Entwurf von „Summer Make Good“ entstand. Die Umsetzung des Ganzen muss indes ein Wahnsinnsunterfangen gewesen sein, das sich in all seinen kleinteiligen Prozessen kaum wiedergeben lässt. Unendlich viel passiert in jedem der zwölf Stücke, die wohligen Ambient, transparent klickernde Laptop-Ästhetik, eine Vielfalt klassischer Instrumente und authentische Geräuschkulissen zu einer atmosphärischen Großtat formen, die ihresgleichen sucht. Aufgenommen in einem verlassenen alten Leuchtturm im Nordosten Islands, zieht sich eine geisterhafte Stimmung durch das ganze Album. Man hört die Brandung, den Regen, das Meer. Dazu vieles, was sich nicht klar definieren lässt. Vielleicht sind es Schiffssirenen. Vielleicht auch nicht. Múm lassen viel Raum für Assoziationen. Ein Akkordeon spielt Melodien, vorsichtig werden mit chinesischer Harfe, Viola, Xylophon, Gitarre, Trompete und Synthies, aber auch mit Metallstücken und Schmirgelpapier Klang-Akzente gesetzt. Ein Freund der Band hat etwas auf seinem Halldorophone – was auch immer das sein mag – eingespielt, aber um jenes auf der Aufnahme auszumachen, muss man schon sehr genau hinhören, sagen Múm. Seinen Sinn wird es dennoch haben. Wie alles auf dieser Platte. Nichts ist hier zufällig, auch wenn es am Ende ungreifbar bleibt. Kristíns Gesang ist glasklar, teilweise irritierend hell. Für das völlig entrückte, traumhaft schöne „Weeping Rock, Rock“ hat man zusätzlich den Gesang kleiner Mädchen in einem Kino aufgenommen – selten klangen menschliche Stimmen unwirklicher. Dazu schlingern Sounds wie Nebelschwaden, die sich zuweilen zu dicken Wolken verdichten, durch den Raum. Dann hält man unbewusst den Atem an, um das Gebilde bloß nicht zu zerstören. Wie man aus so leisen und subtilen Zutaten so dramatische, überwältigende Momente kreieren kann, bleibt Múms Geheimnis. Bitte nur nicht so bald entzaubern.

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