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    PJ Harvey
    Uh Huh Her

    VÖ: 31.05.2004 | Label: Island
    Text: Alexandra Brandt
    PJ Harvey - Uh Huh Her

    Der Titel spricht in Rätseln, das Album auch. Frappierend einfach und doch unendlich kompliziert – das ist die verstörende Welt der PJ Harvey.

    Man glaubte sie schon auf der ausgeglichenen Seite, nach „Stories From The Cities, Stories From The Sea“, ihrem mit dem Mercury Music Prize ausgezeichneten, zugänglichsten letzten Album. Ein Trugschluss, natürlich. Warum „Uh Huh Her“ jetzt wieder ganz anders klingt, so spröde, trocken, voller Risse und Schrammen, sollte man besser gar nicht erst zu erforschen versuchen. Wieder einmal ist PJ Harvey blind ihrem Instinkt gefolgt, hat ein neues Bild ihres künstlerischen Selbstverständnisses entworfen. Vielleicht ist es auf diesem Album unverfälschter als je zuvor, denn fast alles hat sie diesmal selbst gemacht, bis auf Drums und Percussion sämtliche Instrumente eingespielt, produziert und gemischt. Nur ihr langjähriger Schlagzeuger Rob Ellis und Studiogehilfe Head waren dabei, um ein wenig Unterstützung zu geben. Klar und laut singt sie über die dumpf grollenden Gitarren des Openers „The Life And Death Of Mr. Badmouth“ – man meint, die PJ Harvey von früher wiederzuerkennen, von Songs wie „Monster“. Aber hat man sie je wirklich gekannt? „Shame is the shadow of love“ beteuert sie im nervösen „Shame“, und wer hier schon verwirrt ist, bekommt es dann ganz dicke: Verzerrtes Schreien und seltsam gedoppelter Gesang in „Who The Fuck“ erinnern an die ganz frühen Psychosen von „Dry“ oder „Rid Of Me“, als sie noch so wütend, schmerzvoll und beängstigend klang, das man lieber gar nicht wissen wollte, was in dieser Frau vorging. Harveys immer wieder artikuliertes Bestreben, mit wenigen Sounds und Worten möglichst viel auszudrücken, hat sie wahrscheinlich noch nie konsequenter umgesetzt als hier: Percussions wie ein trockener Husten. Rudimentär gerupfte Bässe. Einfache Gitarren-Figuren, ein bisschen Piano in „It’s You“. Viel mehr gibt es nicht. Dafür macht sie mehr denn je mit ihrer Stimme – sie flüstert, schreit, gurrt, verfällt zuweilen in bizarre Obertöne und lässt durch kleine Modulationen die Atmosphäre eines ganzen Songs umschlagen. Am Ende darf man tief durchatmen. Geschafft. Das ist ein dicker Brocken. Der einen viel mehr gefangen nimmt, als man es vielleicht selber möchte.

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