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    Urlaub In Polen
    White Spot

    VÖ: 22.03.2004 | Label: Raketemusik/Rough Trade
    Text: Tanja Stumpff
    Urlaub In Polen - White Spot

    Urlaub In Polen paaren Verschrobenheit mit (relativer) Eingängigkeit und kreieren einen Bastard aus Gitarre, Geräusch, Beats und Synthies.

    Der Beginn ist verhalten: Ruhige, sphärische Klänge dringen zu uns, eine verzerrte Stimme setzt irgendwann wie aus weiter Ferne ein. „Yes Sir, Thank You Sir“ gestaltet sich als ein gut siebenminütiges Experiment, das durch den Laut/Leise-Gegensatz Dynamik gewinnt. Zurückhaltung und Melancholie wird Ausbruch und Wut zur Seite gestellt, ein einsamer Pianoakkord setzt schließlich fast völlig losgelöst den Schlussakzent. Die treibenden Gitarren von „Four Months“ brechen mit etwaiger Schwermut, bezaubernd direkt und eingängig verbinden sie sich mit dem Gesang. Vorhersehbarkeit wird jedoch auch hier unterlaufen: Dem vermeintlichen Höhepunkt folgt das Abebben ins schummrige Nichts, bevor sich die brachiale Wand noch einmal erhebt. Urlaub In Polen spielen mit den Erwartungen und überraschen immer wieder. Das Geräusch im Loop mündet in einen noisigen Bastard, der in Mark und Bein geht: „Fuse“ gestaltet sich als ein reinigendes Gewitter mit epischer Länge, das Elektronik, Drums und Gitarren gleichberechtigt nebeneinander stellt und nahtlos in den „Panorama“-Regenbogen übergeht. Dominiert von Geräusch und Rhythmus sorgen hier gezielt eingesetzte, sphärische Klänge für Weite im Cinemascope-Stil, denen Monotonie und verzerrter Gesang entgegenstehen. Heller wird es mit „Cut Off“, einem treibenden, kleinem Ungetüm, dessen Strukturiertheit die gebrochene Soundkulisse von „Crocodile“ ablöst: Gesampelter Frauengesang geht in eine Atmosphäre der Seltsamkeit über, deren drohende Untertöne sich nicht entladen dürfen: Sie laufen an der langen Leine und werden kontrolliert in Breaks entlassen. Einen fulminanten Albumabschluss setzt der Titelsong: Undefinierbare Elektronik blitzt auf, brachiale Gitarren fordern, der treibende Rhythmus paart sich mit monotonen Ansagen, deren dunkle Echos für Würze sorgen. Nervosität wird gebrochen, entladen, entzündet. Ganz unwillkürlich wird man zu einem Wiederholungstäter, der sich das zweite Überraschungsei des Duos erschließt. Dabei entpuppt sich „White Spot“ als eine Tour de Force, der man immer wieder neu begegnet und die sich einer eindeutigen Interpretation verweigert. Festgelegtheit ist hier durch eine mitreißende Offenheit ersetzt, die entdeckt werden will und so zur Partizipation des Hörers auffordert.

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