Tiger Lou
Is My Head Still On?

Angefangen hat es wieder mal mit Dennis Lyxzén, dem alten Revolutionär. Als es mit Refused gerade zu Ende ging und an The (International) Noise Conspiracy noch nicht recht zu denken war, setze er sich mit einer Akustikgitarre hin. Und schrieb ganz wunderbare kleine Songs, die er von dort an immer mal wieder als The Lost Patrol veröffentlichte. 2002 zog dann Fireside-Kopf Kristofer Åström mit seinem Lonely-Bandleader-Projekt nach. Und vor wenigen Monaten erst entblätterte Nikola Sarcevic, hauptberuflich harter Punk bei Millencolin, seinen weichen Kern mit einem Soloalbum voll eigentümlicher Folk-Versuche. Tiger Lou nun hat zwar noch keine eigene Band geführt, aber auch er ist mit „Is My Head Still On“ aus einer ganz anderen Ecke zum klassischen Songwritertum gekommen. Früher hat er als Araki mal ausladenden Elektro-Pop gemacht, heute bleibt der Laptop meist zugeklappt. Stattdessen hat Tiger Lou letztes Jahr im kalten Winter von Stockholm zwei handvoll betrübte bis verschnulzte Liebeslieder geschrieben. Die stehen schon mal gern mit einem Bein im Kitsch, brüsten sich mit Streichern, Bläsern und Pianos und lassen im Fall des sakralen Openers „The Sound Of Crickets“ sogar einen Kirchenchor entflammen. Dass es dabei auch mal mit ihm durchgeht und seine Songs zwischen all ihrer Dramatik und Bedeutungsschwere verloren gehen – man möchte es dem guten Lou nicht so recht vorwerfen. Nicht, so lange ihm auch kleine Geniestreiche wie das verschleppte „All In Good Time“ gelingen. Bitte so weitermachen.