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    The Vines
    Winning Days

    VÖ: 22.03.2004 | Label: Capitol/EMI
    Text: Patrick Großmann
    The Vines - Winning Days

    Der erste Durchlauf mag leicht enttäuschend ausfallen, doch danach wächst der zweite Streich der Australier zu imposanter Größe heran. Hauptgewinn nicht ausgeschlossen.

    Die neue Platte sei eine Kreuzung aus Pavement und Van Halen, raunten die Mannen um Vines-Kopf und Dauer-Kiffer Craig Nicholls noch vor wenigen Monaten in jedes verfügbare Diktiergerät. Dementsprechend beträchtlich war die Spannung. Je nachdem, wie man die Sache sieht, darf entweder Entwarnung gegeben oder aber enttäuscht mit den Achseln gezuckt werden. Denn „Winning Days“ ist zunächst und in erster Linie eine etwas knackiger und fetter produzierte Fortführung dessen, was das Quartett bereits auf „Highly Evolved“ auszeichnete, die allerdings gleich mit „Ride“ unter Beweis stellt, wo der Hammer hängt: Glasige, pointierte Beat-Akkorde werden in knapp zweieinhalb Minuten von einem arschtretenden Königs-Chorus mit Nirvana-Appeal in den Post-Grunge-Himmel geschossen. Auch „Animal Machine“ rockt die Bude, als gelte es, Seattle nach Down Under zu verlegen. Überhaupt: Sollte Herr Cantrell je mit dem Gedanken spielen, Alice In Chains doch noch zu reformieren – in Nicholls hätte er den perfekten Staley-Ersatz, was neben des Sängers Hang zum Exzess nicht zuletzt seine Stimmführung im Rahmen halbakustischer Perlen wie dem von kristalliner Anmut geprägten, verwunschenen Schleicher „Autumn Shade II“ oder bei „Evil Town“ verrät. Derlei meistern die Vines mit Bravour. Deutlich besser aufeinander eingespielt wirkt das alles zudem – kein Wunder nach 18 Monaten im verquarzten Nightliner. Der größte Sprung nach vorne darf dabei Patrick Mathews bescheinigt werden, dessen Bassspiel mehr denn je prägende Funktion einnimmt. Entsprechend locker und beängstigend reif rollt der hell strahlende Folkpop-Diamant „Rainfall“, lässt man sich in die himmelweiten, von Geigen gekrönten Hallschwaden von „Sun Child“ plumpsen, bevor beim bestenfalls mediokren „Fuck The World“ schließlich noch mal der trotzige Kindskopf durchkommt. Sollten die Australier jetzt noch spitz kriegen, wie man eine formal doch recht aufgesetzt wirkende Psychedelia-Irrfahrt à la „TV Pro“ (Supergrass anrufen!) oder die ‚early Beatles goes Noise‘-Übung „She’s Got Something To Say“ (Kurt Ebelhäuser fragen!) zu etwas verdichtet, das den Hörer wirklich berührt, hätten sie’s geschafft. Fazit: Aus einem aufwändig zusammen konstruierten Studioprojekt ist tatsächlich eine richtige Band geworden. Zumindest auf Konserve.

    weitere Platten

    Future Primitive

    VÖ: 03.06.2011

    Melodia

    VÖ: 17.10.2008

    Vision Valley

    VÖ: 07.04.2006

    Highly Evolved

    VÖ: 29.07.2002