Farmer Boys
The Other Side

Die Farmer Boys sind langsam. Jetzt nicht gerade Guns N’Roses-langsam, aber doch so langsam, dass „The Other Side“ erst ihr drittes Album seit 1996 ist. Vielleicht liegt es daran, dass sie nach ihrer letzten Platte „The World Is Ours“ ein neues Label gesucht haben. Möglich ist aber auch, dass die Farmer Boys deshalb so lange brauchen, weil sie einen größeren Aufwand als viele ihre Kollegen betreiben. Das Album ist kaum richtig losgegangen, da erklingen bereits ein paar dick einbalsamierte Streicher. Und der Opener ist noch nicht ganz vorbei, als auch schon der erste Männerchor mit einer Inbrunst losschmettert, als gelte es, Spenden für den Regenwald einzusingen. Man ist sich also treu geblieben im Schwabenland. Und bastelt weiter an seiner eigenen, gimmickreichen Vorstellung von modernem Metal und schwülstigem 80er-Jahre-Pop. In „Once And For All“ müssen derbe Gitarren sich die Tonspuren mit schmierigen Keyboards teilen, ins bedeutungsschwere „Where The Sun Never Shines“ haben sich kryptische Sprachsamples eingeschlichen, und der Titeltrack geizt nicht mit Elektronik-Effekten. Bleibt nur die Frage: Lohnt das alles überhaupt, wenn die Songs mit den hochtrabenden Extras nicht Schritt halten können? Zwar kommt hier schon mal ein treibendes Stück bei rum, meistens aber beschränken die Boys sich doch darauf, tausendmal gehörte Riffs zum tausendundersten Mal auszuschlachten. Könnte nicht schaden, wenn die sich nächstes Mal auch mit dem Songwriting Zeit lassen. Selbst wenn die nächste Platte dann vielleicht erst in 20 Jahren kommt.