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    Baal
    The Supreme Machine

    VÖ: 12.01.2004 | Label: Virgin/EMI
    9 / 12

    4-Ohren-Test

    Dutzende Dänen bekennen sich zu Baal. Bereits seit 1996 sind die fünf Männer etablierte Heimathelden. Neben mit Preisen ausgezeichneten Alben sorgen vor allem ihre sagenumwobenen Live-Auftritte regelmäßig für Furore; gleich mehrmals spielten sie bei den Festival-Giganten Roskilde und Midtfyns. Nun, da Baals erstes internationales Album vorliegt, erweist sich die heimische Euphorie als berechtigt. Zwischen der sphärischen Epik von Spiritualized, der songwriterischen Genialität von The Verve und der überzogenen Theatralik der Flaming Lips kann man Baal einordnen, sollte aber wiederholt auf die tollen Melodien hinweisen. Sowie auf die zahlreichen verschiedenen Stile von Rock bis Musical. Oder den erstaunlich homogenen Fluss dieses virtuosen Werkes. Soundtracks für Film und Theater haben Baal bereits geschrieben, unter anderem mit Tom Waits für „Woyzeck“. Vielleicht erklärt das die so stark – fast wie bei David Bowie – greifbare Atmosphäre ihrer Musik. Man nehme die epische Ballade „Hold On To Yourself“: mit fast theatralisch zelebrierten Ohrwurmmelodien höchst eingängig und zuckersüß, aber irgendwie auch progressiv genug, um in andere Welten zu entführen. Zuweilen schimmert Baals skandinavische Seele ein wenig zu sehr durch, was sich in teils sehr konkreten, zu vorbildlich intonierten Texten äußert. Trotzdem: Eine Tour mit den Landsleuten Kashmir – das wäre es jetzt. Dänen wäre es zuzutrauen.
    Jochen Schliemann 9

    Schon drollig, diese Dänen. Kochen da oben ihr eigenes Süppchen, gleichsam abgeschottet von common sense und musikalischer Außenwelt. Anders ist jedenfalls kaum zu erklären, warum sich fünf erwachsene Menschen 2004 n.Chr. statt den vermeintlich coolen, derzeit angesagten Winkel der Eighties (Elektro, Wave – Sie wissen schon…) zum Referenzpunkt zu küren, ausgerechnet an deren ’no go zone‘ zu schaffen machen. An unterkühlter, artifizieller Hybris mithin. „Bat Out Of Hell“ revisited. Dabei klingt der Bandname eher, nun ja: abschreckend esoterisch bis muffig. Nach Batiktüchern und Räucherstäbchen. Doch das wären die Siebziger, und da wollen Baal nicht ernsthaft hin. Ihr Ding ist das Überkandidelte, Theatralische, Manierierte. Der verhallte, große (Sack-)Bahnhof. Sänger Bjorn Fjæstad gibt uns den exaltiert knödelnden Aushilfs-Bowie, während der Rest dort in Queen-eskem Operetten-Rock samt Gitarren-Soli schwelgt, hier Pseudo-Gospel-Chöre und Stangen-Streicher bemüht, dann wieder beim Griff nach der nächstbesten Kunstpop-Melodie gar haarscharf am Schlager vorbei schrammt (besonders unerquicklich: „The Other Side“ sowie das banale „Blow“). Alles klingt steril und wie bloß geborgt – als wühle eine unterforderte Top40-Truppe ohne eigene Identität in der adorierten Plattenkiste. Wenn Fjæstad in „Writing On The Wall“ zu anschwellendem Biedermeier-Sound und Orchester-Gedöns sein Vibrato auspackt, rollen sich einem die Fußnägel hoch. Supreme machine? Iwo. Eher ein aufmotzter Kleinwagen mit Golfball als Ganghebel. Götzendämmerung eben.

    Patrick Großmann 4