Lambchop
Aw Cmon / No You Cmon

Fast 50 Lieder hat Alternative-Country-Genie Kurt Wagner für das neueste Werk seines ständiger Personal-Rotation unterzogenen Ensembles geschrieben. 24 davon wählte er aus, um sie nun in Form dieser beiden CDs unter die hungrigen Fans zu bringen. Sicher gibt es einen ausgeklügelten Plan, warum manche Stücke zwingend auf die erste Scheibe, andere unbedingt auf die zweite gehören (in den USA werden diese sogar nur getrennt voneinander angeboten), aber besonders offensichtlich ist dieser nicht. Vielleicht sorgt der Meister bei den anstehenden Konzerten für Aufklärung, denn hin und wieder wirkt der Doppeldecker – bei aller Klasse des Materials – leider reichlich wirr bis konzeptlos. Weiterhin verwundert, dass ein dermaßen begnadeter Sänger (na ja, Sprechsänger) wie der gute Kurt eine so hohe Anzahl von Instrumentals abliefert. Diese sind zwar durchgehend schön (speziell das trotz fettester Streicher mächtig swingende „Sunrise“), mit den an Leonard Cohens beste Tage gemahnenden „Nothing But A Blur From A Bullet Train“ oder „Something’s Going On“ können sie freilich nicht mithalten. An anderen Stellen lassen die Damen und Herren dann sogar die Rocksau raus; „Nothing Adventurous, Please“ sowie die gesangsfreien „Timothy B. Schmidt“ und „Jan. 24“ sind fast schon als ruppig zu umschreiben. Wer lieber melancholisch träumen möchte, greift allerdings zum dazwischen liegenden „About My Lighter“ oder göttlich schmalzigen „Listen“. Auch wenn der perfekte Fluss des Vorgängers vernachlässigt wird und wir am Ende der zwei Stunden nicht wirklich klüger sind, was die Denkprozesse des Mr. Wagner angeht – dankbar für so viele wirklich gute Songs sind wir dennoch.