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    The Fire Theft
    dto.

    VÖ: 06.10.2003 | Label: Ryko/Zomba
    Text:
    10 / 12

    4-Ohren-Test

    S.D.R.E. aus Seattle waren die vielleicht wegweisendste Band, was die Verquickung von Post-Hardcore-Wurzeln mit Pop/Indiemelodien (a.k.a. Emocore) anbelangt. Die Band existierte für vier Alben, um dann, nach waghalsigen Prog-Rock-Abenteuern, ihre Auflösung bekannt zu geben. Drummer William Goldsmith hatte zwischendurch ein kurzes Gastspiel bei den Foo Fighters und Bassist Nate Mendel ist in Grohls Gruppe schon längst eine feste Größe. Nun haben sich die beiden mit ihrem ehemaligen Sänger Jeremy Enigk wieder vereint, um ihre frühmusikalischen Einflüsse auf eigene Art zu verarbeiten. Hier ist nicht von der Hand zu weisen, dass man immer und immer wieder die späteren The Who, Marke „Won’t Get Fooled Again“ oder „Love Reign O’er Me“ herauszuhören glaubt. Auch machen The Fire Theft kein Geheimnis daraus, dass das Instrumental „Rubber Bands“ durchaus an Led Zeppelin angelehnt ist. Dass das hier aber nicht zu einem Wir-kopieren-unsere-Helden-und-sind-alleine-glücklich-damit-Album verkommt, liegt an dem Talent und der Weisheit der einzelnen Musiker. Dank der raumeinnehmenden und doch genau skizzierenden Produktion, gerät fast jeder der 13 Songs zu einer Hymne. Enigks profunde Stimme schöpft wie üblich aus den Vollen, wirkt jedoch nie überkandidelt. Experimenten wie dem „Backwards Blues“ wird Raum gestattet, doch nie wird dabei die Spannung aus den Augen verloren. Im Gegenteil, trotz barocker Bombast-Kompositionen wird hier gerockt, geschwelgt und mit Inbrunst und Spaß musiziert.

    Jan Schwarzkamp 10

    Wahrscheinlich qualifiziert man sich direkt als Ignorant und Banause, wenn man einer Band wie The Fire Theft nicht auf ihrem Weg folgen kann oder will. Denn Fakt ist – was bei einer Nachfolgeband von Sunny Day Real Estate auch nicht anders zu erwarten war –, dass man es hier mit einem überaus ambitionierten Album zu tun hat. Hier schwingt mit jedem Ton der ganz große Kunstanspruch mit, hier will sich eine Band auf Gedeih und Verderb der Hochkultur annähern. Damit treten The Fire Theft das Erbe von Bands wie Pink Floyd, Queen und – Achtung! – Aphrodite’s Child an und müssen sich unappetitliche Bezeichnungen wie Artrock oder Pomprock gefallen lassen. Dabei gibt es natürlich erst einmal nichts dagegen einzuwenden, das eigene Können zur Schau zu stellen. Aber diesem aufgepumpten Alte-Herren-Prog-Rock-Gegniedel fehlt einfach der jugendliche Ungestüm, der das überaus anstrengende Pathos konterkarieren würde. Und auch wenn man sich zwischendurch fragt, ob The Fire Theft vielleicht eher den Flaming Lips nacheifern, sucht man deren abstruses Humorverständnis hier dann doch vergebens. In der Tat: Jeremy Enigk und Co. scheinen das alles ernst zu meinen – und da hört der Spaß nun mal auf. Zumindest für Banausen und Ignoranten…

    Falk Albrecht 5