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    Laibach
    WAT

    VÖ: 08.09.2003 | Label: Mute/EMI
    Text: Oliver Uschmann
    8 / 12

    Laibach-Platten zu besprechen erfordert eigentlich einen ganzen Artikel. Zu komplex und kontrovers ist die Geschichte dieser Industrial-Legende, zu abgründig jede Platte.

    Vereinfacht gesagt dreht sich die Debatte um die unter Faschismus-Verdacht stehende Band um die Frage, ob das Aufgreifen von totalitären Symbolen und Stilmitteln nun eine ungebrochene Aussage oder ein bewusstes Zitieren darstellt. Letzteres spräche die Künstler von jedem plumpen Verdacht frei und schüfe Kunstwerke der Überaffirmation – etwa der Entlarvung totalitärer Mechanismen durch ihre Darstellung. Fakt ist: Die dem virtuellen Staat und Künstlerkollektiv NSK (Neue Slowenische Kunst) zugehörige Gruppe arbeitet seit jeher sehr bewusst mit dem Aufgreifen von Motiven und der Umwertung oder Dekonstruktion fremden Materials, auch und gerade aus dem Archiv der Popkultur. „Wat“ ist wieder einmal ambivalenter als es scheint, denn trotz der teutonischen Stimme und dem technoiden Stechschritt-Gestampfe vieler Stücke scheint auch hier das Spiel mit Aussagen und Begriffen vor dem direkten Statement zu stehen. Wenn es in „Tanz mit Laibach“ heißt „wir tanzen mit Faschismus und roter Anarchie“, ist das dann ein Kommentar zur Beliebigkeit politischer Aussage innerhalb der Unterhaltungsindustrie? Wie bewertet man einen Titel wie „Anti-Semitism“, der maschinell-klopfende Rhythmen in bedrohliche, Filmmusik-artige Samples einlaufen lässt, die auch in einem dunklen Computerspiel den Endgegner ankündigen könnten? Das ist trotz des künstlerischen Anti-Pop-Selbstverständnisses der Band im Vergleich zu den radikalen Ur-Industrial-Gruppen wie Throbbing Gristle so eingängig wie eine genussvoll zelebrierte Film-Apocalypse. Oder ist das nur ein Kommentar zum Spiel mit dem Weltende als Ware in der Kulturindustrie? Hier kann jede Wertung nur vorläufig sein.

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