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    Dave Gahan
    Paper Monsters

    VÖ: 02.06.2003 | Label: Mute/EMI
    Text: Ingo Neumayer
    6 / 12
    Dave Gahan - Paper Monsters

    Nach jahrzehntelanger Arbeit mit Fremdmaterial singt Dave Gahan zum ersten Mal seine eigenen Lieder. Richtig nötig war das nicht.

    I don’t want to start any blaphemous rumors, but: Wenn die These stimmt, dass Depeche Mode tatsächlich eine moderne Religion analog zum Christentum darstellen, dann sind die Rollen klar verteilt. Martin Gore ist der alles wissende und alles könnende Gott, Dave Gahan als Fleisch gewordener Jesus für die Show und die Verkündung des Wortes zuständig. Die spannende Frage lautet nun: Was passiert, wenn sich die Wege der beiden trennen? Im Falle Gores war das Ergebnis beinahe klar: ein ausgefuchstes Cover-Album und 90 gefeierte Minuten am vorderen Bühnenrand. Gott braucht schließlich seinen Jesus nicht zwingend. Und andersherum? Nun, Charismatiker Gahan weiß um seinen größten Trumpf, seine Stimme, und setzt sie mit entsprechendem Nachdruck ein. Indes, man spürt hier in jeder der 48 Minuten, dass die Musik, mit der sich Gahan am meisten in seinem Leben beschäftigt hat, die von Martin Gore ist. Und so läuft es am Ende eben doch auf ein Kräftemessen raus, das keiner wollte, da der Sieger eh schon feststeht. Sicher, die Arrangements sind sattelfest, die Instrumentierungen über dem Standard, und Produzent Ken Thomas (Sigur Rós) hat alles im Griff: die Streicher, die dunkel grollende Bässe, die hart rockende Gitarren, die zart zirpenden Beats. Der angekündigte Befreiungsschlag ist „Paper Monsters“ jedoch nicht geworden, auch wenn Gahan seine Rockvorliebe etwas von der Leine lässt und so näher an „Songs Of Faith And Devotion“ dran ist als an „Exciter“. Die frontaleren Nummern wie „Dirty Sticky Floors“, „Bottle Living“ oder das sich gekonnt steigernde „Goodbye“ sind dann auch die Höhepunkte, während ruhigere Stücke wie „Hold On“ oder „Stay“ blutleer und seltsam seelenlos wirken. Auch die von vielen erhofften Einblicke in Gahans Seelenleben, der ja nun zum ersten Mal seine eigenen Texte singt, bleiben verschwommen hinter Allgemeinplätzen und lyrischen Stilmitteln: Distanziert-gebrochene Zeilen wie „you’ll always need me much more than I need you“ sagen alles und gar nichts aus über einen Mann, der viel erlebt, aber scheinbar wenig zu erzählen hat. Letztendlich ist „Paper Monsters“ ein Album, das seine Spannung nicht zuletzt aus der Frage bezieht, was für Auswirkungen es auf die nächste Depeche Mode-Platte hat.

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