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    Counting Crows
    Hard Candy

    VÖ: 01.07.2002 | Label: Motor/Universal
    10 / 12

    4-Ohren-Test

    Die einen fahren nach „California“, die anderen nach „Spain“ und „Miami“, aber irgendwie scheinen Welten dazwischenzuliegen. „Warum mag hier eigentlich keiner die Counting Crows?“, dachte ich mir im Rahmen der hier herrschenden Phantom Planet- und Emo-Euphorie und bestellte für den Soundcheck einfach mal die neue Platte der Band um Adam Duritz. Das vernichtende Ergebnis seht ihr auf Seite 90. Zugegeben, sie sind die uncoolsten Vögel unter der Sonne: Der Sänger sieht scheiße aus, der Gitarrist ähnelt optisch einer Mischung aus Carsten Jancker und Garth Brooks, aber sie machen schöne Musik. Und bevor ich jetzt versuche, jede Angriffsfläche für die Gegenrezension vorwegzunehmen, zicke ich lieber ein bisschen rum. Vielleicht fehlt Road-Songs wie „Miami“ oder dem Titeltrack einfach der jugendliche Charme und das heute wohl notwendige Poppunk-Tempo. Vielleicht stört bei lebensbejahenden Nummern wie „American Girls“ oder „Up All Night“ der Country-Charakter jene Leute, die nie wieder nach Hause wollen. Vielleicht sind zu Tränen rührende Songs wie „Spain“ oder „Black And Blue“ einfach zu nackt. Für mich steht jedenfalls fest: Bevor ich zur nächsten Gruppe 22jähriger menschlicher Kompromisse renne, die sich nach Wochentagen oder Monaten benennt, ohne auch nur einen guten Song zu schreiben, aber hemmungslos ihre so tausendmal formulierten Gefühle zelebriert, bleibe ich lieber bei meinen Counting Crows. Das hier ist mein Emo.

    Jochen Schliemann 10

    Der Albumtitel ist in der Tat treffend: Fünf harte Männer singen von der bitteren Süße des Lebens, und heraus kommt getragener, amerikanischer Pathosrock, der meiner Mutter gefallen könnte. Meine Mutter hört übrigens gerne Peter Maffay und versteht kein Englisch. Dank letzterem bliebe ihr hier einiges erspart: eine Hymne an die „American Girls“ zum Beispiel, die eben einfach besser sind und dem leidenden Sänger eine Kerze in die Hand drücken, was zur Folge hat, dass er sich ganz „incredible“ fühlt. Dagegen besitzt Maffays Textzeile „Ich war 17 und sie 31“ einen ungeahnt metaphorischen Tiefgang. Leidend geht`s weiter: „Good Times“ wird durch Adam Duritz` jammerndes Organ Lügen gestraft, die Gitarren wabern langsam mit dem Schlagzeug dahin, Abwechslung bietet einzig eine ab und an theatralisch angeschlagene Saite. Thematisch findet sich neben Gefühlsdingen die Heimat Amerika als Hauptkoordinate: „Goodnight L.A.“, „New Frontier“, „Miami“ und „Goin` Down To New York“ lassen mit unsäglichem musikalischen Schmalz einen B-Movie vor dem inneren Auge ablaufen: Der gute, einsame Farmer – nennen wir ihn Bob – betrinkt sich schweren Herzens an der Bar und erinnert sich wehmütig an seine Jugendreisen und –sünden. Nur schade, dass der Soundtrack nicht von Johnny Cash oder Neil Young stammt, der Regisseur nicht David Lynch heißt. Federführend sind hier nun mal die Counting Crows, und so kommt es, dass es nichts zu deuten gibt und das Ergebnis nicht wirklich überrascht: Bob erwacht mit einem Kater, nichts weiter.

    Tanja Stumpff 4

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